Lange Schatten

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sonja steckbauer Avatar

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"Lange Schatten" (der Titel im spanischen Original ist „Las largas sombras“) hat ein Ereignis vor 33 Jahren hinterlassen. Damals war ein Mädchen gestorben und nun steht ein weiterer Mord damit in Verbindung.
In zwei Erzählsträngen wird die Geschichte von sieben Frauen erzählt, die sich im Jahr 1974 die „Clique vom 28sten“ nannten und gemeinsam ihre abschließende Klassenfahrt nach Mallorca unternahmen. Im Jahr 2007 treffen sie sich in ihrem Heimatdorf Elda in der Nähe von Alicante wieder. Die Ermordung Lenas kurz nach der Ankunft Ritas, die eine berühmte Filmemacherin geworden ist, wirft einen Schatten über das Treffen und wird zum Auslöser für die Aufrollung der damaligen Ereignisse. Erzählt werden die sechs Wochen nach dem Mord an Lena, in denen Rita zur Hauptverdächtigen wird und in denen die sechs „Töchter des Schweigens“ ihr Schweigen brechen müssen, um die Wahrheit zu finden.
Die Handlung wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, vor allem aus der Sicht Ritas, mit der sich die Leserin am ehesten identifiziert. Der Autorin gelingt es in hervorragender Weise, sich in eine Gruppe von Jugendlichen in den 70er Jahren im konservativen Spanien unter Franco hineinzufühlen, ihre eigene Abstammung – sie kommt selbst aus Elba und ist 1974 ungefähr so alt gewesen wie die dargestellten Figuren – dürfte ihr bei den Personenbeschreibungen geholfen haben.
So ist eine mitreißende Charakterstudie entstanden, die mehr und mehr zu einem fesselnden Kriminalfall wird, ein Roman, den der Leser/ die Leserin nur ungern aus der Hand legt. Die Klärung der Morde in den letzten Kapiteln ist zwar überraschend, aber auch etwas schwach begründet. Mehr soll an dieser Stelle nicht dazu gesagt werden, um dem Roman die Spannung nicht zu nehmen.