Ein spannender Fall um ein brisantes Thema

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**Nele Neuhaus – Böser Wolf**

**Inhaltsangabe:**

Am Ufer des Mains wird ein 15-jähriges Mädchen tot aufgefunden. Die Obduktion ergibt, dass sie vor dem Tod grausam misshandelt worden war. Der Fund erinnert die Polizei an einen etliche Jahre zurück liegenden Fall, auch hier war ein Mädchen das Opfer. Hat der damalige Verdächtige, der (heute: ehemalige) Anwalt Kilian Rothemund, erneut zugeschlagen? Zunächst deuten viele Hinweise auf ihn, doch Pia Kirchhoff und ihr Chef Oliver von Bodenstein ermitteln auch in andere Richtungen: Ist die Skandal-Talkmasterin Hanna Herzmann vielleicht in die Sache verwickelt? Und was weiß deren Psychotherapeutin Leonie Verges darüber? Die beiden Polizisten graben tief und kommen einem Verbrecherring auf die Spur, dessen Einfluss ihnen sehr nahe kommt ...

Es handelt sich bei diesem Buch um den sechsten Teil der Bodenstein-und-Kirchhoff-Reihe:

(2006) Eine unbeliebte Frau

(2007) Mordsfreunde

(2009) Tiefe Wunden

(2010) Schneewittchen muss sterben

(2011) Wer Wind sät

(2012) Böser Wolf

**Der erste Satz:**

"Er stellte die Einkaufstüte ab und verstaute seine Einkäufe in dem winzigen Kühlschrank.“

**Meine Meinung zum Buch:**

Die Autorin stellt hier einen sehr komplexen Fall dar, der sich mit einem sehr hässlichen Verbrechen beschäftigt: dem organisierten Kindesmissbrauch.

Es geht in diesem Buch gar nicht so sehr um das „Wer war’s?“, denn als Leser bekommt man genügend Hinweise, um zu ahnen, in welche Richtung die Sache geht. Es geht eher um das „Wann kommt die Polizei endlich den Tätern auf die Spur?“, und das kann ordentlich an den Nerven zerren. Ich hatte beim Lesen öfter mal das Gefühl, dass sich die Polizei ganz schön Zeit lässt, denn ab einem bestimmten Zeitpunkt in der Geschichte überschlagen sich die Ereignisse – und von der Polizei ist gar nicht viel zu lesen.

Das ist genau der Punkt, der mich etwas irritiert hat: eigentlich stehen Bodenstein und Kirchhoff in dieser Geschichte gar nicht mehr so im Mittelpunkt. Viel mehr geht es um Pias schwangere Schulfreundin Emma und deren Familie samt Schwiegereltern und diversen Schwagern und Schwägerinnen. Emmas Teil der Geschichte bringt sehr viele Hintergrundinformationen, das sind dann die Punkte, die den Leser im Wissen um die Verbrechen weiterbringen, aber nicht die Polizei. Ich finde, das ist geschickt gemacht, aber ich hätte doch gerne etwas mehr Polizeiarbeit gehabt, das lese ich nämlich immer am liebsten.

Die Auswirkungen der Verbrechen sind nicht zimperlich dargestellt, ich musste beim Lesen manchmal schlucken und kann es nicht fassen, dass solche Dinge (wie im Nachwort von der Autorin bestätigt) tatsächlich jeden Tag vorkommen. Das ist kein leichter Stoff.

Die Autorin spinnt viele Handlungsfäden, die lange Zeit zusammenhanglos parallel nebeneinander her laufen. Hier hätte ich mir gewünscht, dass ein paar Zusammenhänge etwas früher hergestellt werden, denn ich wurde ab und zu schon ungeduldig und habe mich dabei ertappt, dass ich einzelne Passagen überblättern wollte. Wie z. B. der Teil mit der Skandal-Talkmasterin Hanna Herzmann in den Fall einbezogen ist, wird erst relativ spät deutlich.

Noch ein Punkt ganz am Schluss hat mich gestört: Warum muss ein Ermittler auch noch persönlich betroffen werden? Ich mag das nicht besonders, das wirkt auf mich übertrieben und aufgesetzt.

Insgesamt ist es ein schwächerer Band der Reihe, den ich aber immer noch gerne gelesen habe.

Grüße von Annabas ![Lächelnd](/sites/all/libraries/tinymce/jscripts/tiny_mce/plugins/emotions/img/smiley-smile.gif "Lächelnd")