Die dritte Hälfte eines Lebens

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Österreichische Literatur interessiert mich immer besonders und seitdem ich „Unterleuten“ gelesen habe finde ich Romane über kleine ländliche Dörfer und ihre Strukturen unheimlich spannend. Daher war für mich sofort klar, dass ich „Die dritte Hälfte eines Lebens“ von Anna Herzig lesen möchte.
Das Buch umfasst nur um die 130 Seiten und ist sehr groß gedruckt, weshalb ich die gesamte Geschichte an einem Tag durchgelesen habe, was ich normalerweise nie schaffe. Ich muss zugeben, dass ich mich über ein etwas längeres Werk gefreut hätte. Die Autorin schafft es zwar wirklich viel Handlung auf den wenigen Seiten unterzubringen aber ich denke ein paar mehr Seiten wären nötig gewesen um mehr Bindung zu den Charakteren aufbauen zu können.
Es gibt mehrere Hauptpersonen die alle mit dem kleinen Dorf Krimmwing ihre persönlichen Probleme haben. Von Genderidentität über Rassismus werden so gut wie alle Themen, die für Empörung sorgen in einem kleinen Dorf, behandelt. Anfangs fand ich die Erzählweise etwas verwirrend, später bin ich dahinter gekommen, dass diese Verwirrung wohl beabsichtigt war. Am Ende haben alle Fäden zum Glück zusammen geführt und ich konnte meine Zweifel über die Sinnhaftigkeit mancher Erzählstränge beiseitelegen und kam nicht umhin die Autorin für so manche Erzählkniffe zu bewundern. Einfach zu lesen war das Buch definitiv nicht, aber am Ende zahlt es sich aus.
Was für mich besonders hervorgestochen ist war der Schreibstil der Autorin. Teilweise brutal ehrlich und sehr kurz gehalten dafür aber mit einer wahnsinnigen Aussagekraft. Es gab mehrere Sätze, die ich öfter lesen musste beziehungsweise wollte, da sie kurz und knapp den Nagel auf den Kopf getroffen haben.
Alles in allem ist „die Dritte Hälfte eines Lebens“ ein sehr düsterer Roman über die schattigen Seiten des ländlichen Lebens und den Schaden den dieses anrichten kann. Definitiv keine leichte Kost oder Strandlektüre dafür ein Gedankenanstoß der auf jeden Fall den richtigen Lesern gefallen wird.