Die Frau im Park

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
_owlsbookcorner Avatar

Von

"Vielleicht ist das Leben tatsächlich spannender, wenn man nicht alles über andere Menschen weiß. Dann sind die Möglichkeiten, die man sich ausmalt, fast grenzenlos."
Dies ist die romantische Lebensvorstellung der Protagonistin und ehemaligen Schauspielerin Eva Rosenberg, welche auf dem Höhepunkt ihrer Karriere in einen schicksalhaften Autounfall verwickelt wird, der ihre erst fünf jährige Tochter Alisa für immer an den Rollstuhl fesselt. Doch was, wenn diese grenzenlosen Möglichkeiten irreführend sind und die schmerzlich- unaussprechliche Wahrheit durch Hirngespinste ersetzt, die einen vom rechten Weg ankommen lassen.
Ella Janeks neuster Roman 'Die Frau im Park', erzählt die bewegende Geschichte einer liebenden Mutter, die sich aufopferungsvoll der Betreuung ihrer Tochter widmet, um dieser ein erfülltes und aufregend- abwechslungsreiches Leben zu ermöglichen. Als Alisa dann urplötzlich verkündet, dass sie für ein Kunststudium von München nach Berlin zieht, bricht für Eva eine Welt zusammen. Eine Leere tut sich auf, die ihr unverblümt aufzeigt, dass sie ihre eigenen Ziele und Bedürfnisse die letzten 15 Jahre völlig außer Acht gelassen hat. Auch das Band ihrer Ehe mit Johannes, einem erfolgreichen Geschäftsmann, wurde scheinbar nur noch durch die gemeinsame Tochter, zusammengehalten und gerät nun deutlich ins Wanken. Es gibt keine Nähe, kein Verständnis, keine Gemeinsamkeiten, sie leben nur noch nebeneinander her. Einzig die Spaziergänge im Englischen Garten und die damit verbundenen Erinnerungen, sind Eva aus ihrem früheren Leben geblieben. Erst die unerwartete Begegnung mit dem jungen und lebensbejahenden Lehrer Ben, bringt endlich die Wende.
"Mit Ben war ihr Leben wieder bunt geworden. [...] Er hatte sie zum Leben und zum Träumen gebracht." Eva fasst neuen Mut in ihren alten Beruf zurückkehren zu wollen, Veränderungen zuzulassen sowie spontan und offen fürs Neue zu sein. Doch diese Offenheit entfernt sie unbewusst immer weiter von ihrem Mann und ihrer Ehe und lässt Eva augenblicklich in eine abenteuerliche Affäre mit dem einige Jahre jüngeren Ben gleiten. "Ihr war [...], als wäre sie in ein völlig anderes Leben gestolpert, weitab von dem, das sie die letzten Jahre geführt hatte." Als Eva denkt endlich angekommen zu sein, wird ihr Leben und ihre Liebe erneut auf die Probe gestellt.

Der Klappentext spricht vom 'Scheideweg einer Ehe' - ich hingegen empfand es eher als eine Suche nach sich selbst und dem Sinn des Lebens. Denn die Protagonisten erfährt eine völlige Wandlung und beginnt sich und alles um sie herum zu hinterfragen. Der Einstieg in die Geschichte ist auf verschiedenen Ebenen sehr aufwühlend und spannend gestaltet. Persönlich fand ich aber erst in den letzten Kapiteln einen Zugang zu den einzelnen Charakteren. Zugang im Sinne von Sympathie und Empathie für deren individuelle (Lebens)Umstände und daraus resultierende Verhaltensweisen. Erst auf den letzten Seiten wurde es immer mitreißender, emotional und aufklärend. Zuvor wird eine interessante aber nicht allzu aufregende Geschichte ohne größere Höhepunkte oder Gänsehautmomente erzählt. Es gibt Romane die einen catchen und diese, die sich einfach gut lesen lassen. Die Frau im Park fällt eindeutig unter zweiteres. Ein leicht lesbarer Schreibstil und keine schwere Kost, perfekt für einen verregneten Tag, aus dem man optimistisch rausgehen möchte.