Spannend - nur an der Übersetzung scheitert es

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Seit Jahren habe ich auf genau so ein Buch gewartet! Ein Buch in einem Buch! Und auch obwohl sich schon viele Thriller-Autoren an diesem Motiv versucht haben, konnte mich bis jetzt noch niemand zu 100% überzeugen. Trotzdem habe ich mich sehr auf dieses Buch gefreut, in der Hoffnung, endlich das zu finden, was sich von so einem Plot erwarte.

Die Story an sich ist eigentlich in zwei Hälften geteilt. Zum einen das „Buch im Buch“, das heißt, der Krimi und dann die Geschichte, die sozusagen in der realen Welt stattfindet. Dabei ist der Krimi sehr gut aufgemacht und hat sein eigenes Deckblatt und sogar einen Teil mit dem Titel „Was die Presse über das Buch sagt“. Selbst die Schriftart ist unterschiedlich, wodurch man auf keinen Fall durcheinander kommen kann. Das hat mir sehr gut gefallen und gibt dem ganzen noch das gewisse Etwas. Der Plot war sehr gut durchdacht und verbindet den "Krimi im Buch" mit dem Buch selbst hervorragend!


Der Schreibstil an sich ist nicht unbedingt besonders, sondern sehr einfach und manchmal vielleicht sogar zu einfach, hölzern und fast schon billig. Ich hätte mir einfach ein wenig mehr Eigenheiten und sprachliche Mittel gewünscht. Trotzdem schafft er es, den Leser rasant durch das Geschehen zu führen und ihn beim Lesen zu halten. Gefallen hat mir sehr, dass der Leser hin und wieder sogar direkt angesprochen wird! Problematisch war jedoch an diesem Buch die Übersetzung. Ganz ehrlich, die Übersetzung war, im Vergleich zu dem, was andere Übersetzer manchmal leisten, einfach schlecht. Es werden Formulierungen wie „Lassen Sie uns am Anfang anfangen“ verwendet (und dies sogar mehrmals) und sogar einige Wörter einfach falsch übersetzt. So auch "papers", das englische Wort für Papier/Blätter, aber eben auch für: Kaffeefilter. Lutz-W. Wolff übersetzt es naiv mit "Blättern", wodurch der Satz natürlich komplett seinen Sinn verliert (da es eben hier um die Kaffeefilter ging, die in die Kaffeemaschine kamen und keine "Blätter"). Leider ist die Übersetzung an sich auch nicht ganz konsequent. An einer Stelle wird etwas auf einen Notizblock geschrieben – auf Deutsch. Später wird der Wortlaut jedoch auf Englisch wiederholt. Ob der Übersetzer einfach schlecht ist (was ich nicht vermute, da sich andere Verlage sogar mit ihm rühmen) oder er einfach nicht genug Zeit hatte, sei dahingestellt, aber hier treten grobe Fehler auf, wodurch das Buch an manchen Stellen einfach holprig wird – sehr schade!

Die Auflösung kam dann relativ „angemessen“, also nicht zu langsam, aber auch nicht zu plötzlich. Dazu muss ich aber sagen, dass ich schon relativ früh einen Verdacht hatte, der sich dann am Ende auch bestätigte. An sich ist das gesamte Buch spannend und konnte mich für sich gewinnen. Man erfährt die ganze Zeit etwas Neues, ohne dass es zusammengewürfelt wirkt. Das Buch ist ähnlich aufgebaut wie ein klassischer Agatha-Christie-Roman. Dies scheint Horowitz auch gewusst und sogar gewollt haben. Von den Charakteren über die Ortschaft, bis hin zur Auflösung, vieles erinnert an das goldene Zeitalter des Krimis, ohne dabei nostalgisch oder epigonal (ein Wort, dass auch im Buch verwendet wird) zu wirken.

Die Charaktere haben mir gut gefallen und auch das Setting an sich. Horowitz stellt ein Dorf dar, in dem jeder seinem Nächsten den Tod wünscht und sein ganz eigenes Geheimnis hat. An sich, ein Buch, dass empfehlenswert ist, viel Spaß mit sich bringt, jedoch leider durch die Übersetzung einiges an Punkten verliert – 3,5/5 Punkte.