Da geht mehr als nur Frühstück …

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Wenn der Postmann einmal klingelt, bringt er Post – häufig sogar schöne Überraschungen, nämlich letztens schon deutlich vor besagter Uhrzeit das Kochbuch „Halb zehn“.

Vorab: Ein Frühstückskochbuch – klingt auf den 1. Blick nach einer wilden Idee, doch kürzlich habe ich in einem Hotel erfahren dürfen, was man alles so zum Frühstück anbieten kann und da kam das Buch, das Süßes und Defiges aus aller Welt kombiniert, gerade recht. Zudem kann man seinem Magen ja so manches, was ihn morgens erfreut, auch noch als Snack zwischendurch zuführen.

Die Rezepte gliedern sich in Themenfelder wie Brot, Süßes Gebäck, Müsli, Getränke – wobei sich sicher streiten ließe, ob Waffeln nicht zu süßem Gebäck gehören … So kann man sich überlegen, wonach einem der Sinn steht und das Kapitel durchgehen, ohne gleich gezielt (im Register) zu suchen. Neben Grundrezepten etwa für Croissants finden sich auch komplexere wie „Rote-Bete-Gravad-Lax mit Orangen-Senf-Sosse“. Und hier beginnt die Crux: Viele der Rezepte bedürfen einer etwas aufwendigeren Planung – und damit Vorbereitungen an den Vortagen (denn morgens früh habe ich noch kein Verständnis für die Pflege eines Sauerteigs). Dass bei vielen Rezepten etwas ausgefallenere Zutaten erforderlich sind: Geschenkt, wer ein bisschen in der Küche experimentiert, wird Gewürze wie Pul Biber, Kreuzkümmelsamen und Ähnliches zu Hause haben. Bei anderen Zutaten wären Alternativen jedoch ganz nett, bevor die Küche mit Zutaten verstopft, die man kauft, um ein Rezept auszuprobieren, daran scheitert und nun gammelt der Mist vor sich hin (mein „Anfall“ die im Restaurant so leckeren Erdbeer-Wasabi-Milchreis-Sushis nachzubauen, hat zahlreiche solcher Zutaten in meiner Küche hinterlassen). Was mir fehlte, waren Hinweise, wie lange ich insgesamt für die Zubereitung einer Speise benötige: Denn wenn ich mich schon mit einem relativ komplexen Rezept abmühe, will ich einschätzen können, ob meine Zeit dafür reicht oder ob ich am Ende (ver)pfusche, weil mir die Zeit fehlt. Das ist einfach schade, denn in vielen Kochbüchern ist die Angabe der Zubereitungszeit neben der Zutatenliste inzwischen Standard. Nachgerade drollig muten die sprachlichen Zutaten an: „Wenn man nach dem Spätsommer … im Kuschelpullover in die Küche kommt, ist der richtige Zeitpunkt für ein Porridge.“ Soso, nach dem Spätsommer … das müsste dann ja Herbst sein … und im Kuschelpullover also … Leute, lasst das nicht die „Insulaner“ lesen – für die ist immer und in jeglicher Klamotte Porridge-Time.

Fazit? Das Buch kommt sehr edel und hochwertig daher (goldgeprägte Schrift, dickes Papier), es ist übersichtlich und schlicht gehalten, was es modern wirken lässt, die Fotos sind toll! Aber dann der Einband in DEM Babyrosa – wer will denn mit aller Gewalt die Jungs von dem Buch fernhalten? Um fotoreife Ergebnisse zu erzielen, braucht man eine Menge Zutaten und Küchenerfahrung – aber wenn man die nicht hat: legt man sich dann ein Frühstückskochbuch zu?!