Bass schön abgedreht

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stmoonlight Avatar

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Viele wünschen sich in die Zukunft zu reisen. Arnold gehört nicht dazu und hat dennoch das zweifelhafte Glück dieses getan zu haben. Blöderweise kann er sich nur nicht daran erinnern, denn am Abend ist er ins Bett gegangen und am nächsten morgen aufgewacht. Nur sind dazwischen ganze 25 Jahre vergangen und der - inzwischen alte - Mann hat gar keine Ahnung was davor geschah. Das letzte an was er sich erinnern kann, ist der Streit mit seiner Frau und das er sich mit Wein - sehr viel Wein - versucht hat seinen Kummer erträklicher zu machen. Aber SO betrunken, dass er gleich ein Viertejahrhundert nicht mitbekommt, dass kann nicht sein. Aber was ist dann passiert und vor allen Dingen: Gibt es eine Möglichkeit wieder in „seine“ Zeit zurückzukommen? Wenn ja: WIE??? Das ist die Frage, die Arnold von nun an die ganze Zeit bewegt - gleich neben der, ob er vielleicht doch einfach verrückt geworden ist.
Zur Seite steht im sein persönlicher Assistent Gustav einer „künstliche Intelligenz mit einem synthetischen Körper“, der z.B. über Arnolds smarte Unterhose seine Vitalfunktionen überwacht. Und dieser ist nicht nur schonungslos ehrlich, sondern hat offenbar eine Fehlfunktion, die ihm mehr menschliche Züge verleiht, als er eigentlich haben sollte. Das macht es für Arnold ein wenig erträglicher, doch noch ehe er sich in dieser neuen Welt auch nur ansatzweise zurechtgefunden hat, will ihn ein Doktor - ausgerechnet ein Mensch - sein Gehirn in eine virtuelle Welt transportieren. Klingt auch gar nich so schlecht. Aber eine Welt in der wirklich jeder Wunsch erfüllt wird? Das ist dann selbst Arnold zu langweilig und so beginnt eine spannende Flucht, immer begleitet von der Hoffnung, doch noch „nach Hause“ zu kommen...

Wirklich neu ist die Idee der Geschichte schon lange nicht mehr und, wenn man bedenkt was heute technisch bereits alles möglich ist, auch gar nicht so abwägig. Dadurch das die Grundgeschichte mit vielen humorvollen Elementen verpackt wurde, hat es Spaß gemacht Arnold bei seiner Reise zu begleiten. Leider kam das Ende dann irgendwie (zu) plötzlich und unspektakulär. An der einen oder anderen Stellen hätte ich mir wesentlich mehr Spannung gewünscht.

Hans Rath hat einen tollen Schreibstil, der es für den Leser leicht macht durch die Geschichte zu gleiten. Leider scheint er jedoch kein so gutes Lektorat gehabt zu haben: Immer wieder steht das Wort „bass“ an völlig falschen stellen, z.B. „er war bass aufgeregt“. Mir ist klar, dass es „ganz“ heißen soll und beim zweiten Mal lesen, machte der Satz auch Sinn. Allerdings gab es diesen Fehler mehr als einmal im Buch. Bei einem Selfpublisher kennt man das ja (leider), aber bei der Veröffentlichung durch einen Verlag? Sorry Ullstein, für mich ein no go!

~°~ Fazit ~°~

Ein netter seichter Roman, der sich toll als leichte Urlaubslektüre eignet. (Sofern man sich eben nicht an den genannten Fehlern stört.)