Karfreitagsmord - Preußische Ordnung trifft auf Ermittlerteam von heute

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Jo und Lutz, gerade aus dem Mittelalter zurück und halbwegs wieder gefestigt, verschlägt es im wahrsten Sinne des Wortes blitzartig in die Zeit von "Wilhelm zwo". Als wäre das nicht genug, findet Jo sich quasi im Körper ihrer eigenen Urahnin wieder, noch dazu als "Backfisch". Sie muss sich mit Korsetts, der Unterdrückung der Frauen, der Minderjährigkeit, einer übermächtigen Großmutter und einem lieblosen Onkel und einem verkürzten Fuß herumschlagen. Zum Glück findet sie Lutz ziemlich schnell - er ist tatsächlich Polizist. Die beiden ermitteln in zwei Mordfällen und entdecken, dass in der Vergangenheit noch mehr ähnliche Morde geschehen waren. Und alle haben eine Gemeinsamkeit: die Opfer hatten alle einen körperliche Makel. Das macht Jo zum vermeintlichen Opfer und ein Wettlauf mit der Zeit beginnt ...

Die Idee ist super, aber die Ausführung hat mich nicht überzeugt. Da spielt es keine Rolle, dass ich den Vorgängerband nicht gelesen habe, denn es wird auch so klar, dass Lutz und Jo im Mittelalter Gefühle füreinander entwickelt hatten, die in der Gegenwart nicht ausgelebt worden sind. In der Kaiserzeit umkreisen sie sich wieder. Und da fängt es an, mich zu langweilen: obwohl Jo ansich aufmüpfig und aufbrausend ist, wird sie in Bezug auf Gefühle plötzlich schüchtern und brav. Das passt nicht! Es passt auch nicht, dass Jo stets und ständig patzig und vorlaut ist, eins ums andere Mal damit ihren Hals riskiert und trotzdem nicht dazulernt. Lutz dagegen passt sich seiner Zeit gut an, versucht sich zu helfen, wo immer es geht und passt so nebenbei auch noch auf Jo auf.

Die Verwicklungen werden immer gefährlicher und am Ende haben wir gleich zwei Spannungsspitzen und einen Cliffhanger. Kann man mögen, muss man nicht. Band drei werde ich kaum lesen, denn irgendwie bin ich mir jetzt schon sicher, wie der verlaufen wird ...

Ich hätte mir doch gewünscht, dass Jo sich ein wenig der Zeit anpasst, sich nicht so sehr dagegen wehrt und wie Lutz ein wenig davon genießen kann. Das ewige Gejammer, dass es keine DNA-Analyse gibt, hat schon deshalb genervt, weil es die im Mittelalter ja auch nicht gegeben hatte und Jo schon deshalb ein wenig mehr Verständnis für die Zeit hätte haben müssen. Auch ist es ein wenig seltsam, dass sie nach ihrer Mittelaltererfahrung nicht mehr von ihrer Familiengeschichte in Erfahrung gebracht hat, denn sie landet ja immer wieder in ihrer eigenen Familie.

Mir scheint, Bea Rauenthal hatte es etwas eilig, diesen Band zu schreiben. Mir ist zu wenig Finesse im Text und oft erscheint das dann so, als wäre die Story noch in der unbearbeiteten Rohfassung.

Sorry, das reicht leider nur für drei Sterne!