Fanfiction Stil machts schwer

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Worum es geht:

Eva ist in Paris angekommen um Frei zu sein und ihr Leben zu leben. Als Näherin im Moulin Rouge glaubt sie ihren Traum erfüllt zu haben.
Pablo liebt Fernande, aber als die Beziehung immer mehr kriselt sucht er schnell eine neue Muse.
Pablo kanns ein Glück kaum fassen als er Eva sieht. Eva kann sich Pablos Charme kaum entziehen.
Das Glück scheint beiden holt zu sein... bloss für wie lange?

Meine Meinung:

Nach Z, der fiktionalen Biografie von Zelda Fitzgerald, und Madame Hemingway konnte ich es kaum erwarten Madame Picasso zu lesen. Dank vorablese.de sogar ein bisschen früher als der offizielle Erscheinungstermin. Wo Z mit unglaublicher Recherche und original Briefen auftrumpft, weiss Madame Hemingway dazu noch mit Schreibstil zu überzeugen.
Hier kommt nun das Problem; Madame Picasso mag vielleicht gut recherchiert sein, leider kann entweder die Autorin nicht schreiben oder die Übersetzerin nicht übersetzen. Mehr als einmal tat es richtiggehend weh über Eva zu lesen.
Beispiel:
"Und danach erlaubst du mir vielleicht einen winzingen Kuss."
"Das haben wir doch schon besprochen. Du musst diesen Gedanken wirklich aufgeben." Sie lachte und vergewisserte sich, dass ihr Tonfall lieblich blieb.

Aua.

"Was starrst du so?"
Oje. Sollte sie tatsächlich gestarrt haben? Eva war sich nicht sicher.

Na, vielleicht habe ich weniger ein Problem mit dem "15 Jährige schreibt Fanfiction" Schreibstil als mit dieser Figur der Eva. Ist Eva kunstgeschichtlich noch Intelligent wird sie hier als Bauerntrampel dargestellt. Erstaunt hat mich die Darstellung Picassos, vor allem dass sich die Autorin getraut hat aus seiner Sicht zu schreiben. Ich glaube sie hat ihn zu sehr romantisiert, aber das ist nur mein Gefühl. Ich würde nicht behaupten dass mein Wissen über Picasso weitreichender ist als das der Autorin. Diese basiert ihr wissen auf Briefen von Eva an Gertrude Stein
Eva beginnt Picassos Affaire zu werden und sich dann zur Muse hoch zu arbeiten. Die Autorin versucht durch die "verbotene" Affaire ein wenig Spannung und Drama rein zukriegen, schafft das nur leider nicht. Es war mir herzlich egal ob und wann Picassos Noch-partnerin rausfindet dass Picassos eine Neue hat.
Trotz meinem Interesse an mehreren Elementen dieses Romanes, hat er mich bereits nach wenigen Seiten enttäuscht und auch gegen Ende hin nicht mehr überzeugt.
Dennoch habe ich es beendet. Ich bin mir sicher dass das Buch eine grosse leserschaft finden wird. Wer Drama und Paris der zwanziger Jahre mag wird hier sicherlich unterhalten! Mir besonders gefallen haben die ganzen Anspielungen auf andere Künstler. Apollinaire, Marcoussis, Matisse, ... alles Freunde und bekannte Picassos die eine mehr oder weniger grosse Rolle in der Geschichte Madame Picassos' spielen.


Positiv:

- Kunstszene Paris' der 20er Jahre

Negativ:

- plötzlicher Umschwang in der Dynamik der Figuren. Louis wird anfangs als ein Freund Evas in die Geschichte eingebracht, den sie zwar aber als Liebhaber ablehnt aber dennoch freundschaftlich gegenübersteht. Keine 2 Kapitel später dann dieser Satz: "Er nahm ihre Hand und führte sie durch die Menge. Er war ein solcher Langweiler [...] sie verabscheute seine feuchte Hand [...]" Ja warum geht sie dann mit ihm aus? Hat sie ja keiner gezwungen...
- Brustkrebs, aber die Brüste behalten wollen, weil Picasso die ja liebt.