Ein matriarchalisches Wunder
Seite 77 "Die Macht einer Frau existiert nur in dem Maße, wie sie ihr zugestanden wird."
Marie ist 17 Jahre alt, als die von ihr hochverehrte Eleonore von Aquitanien sie in ein Kloster schickt – zu unansehnlich, zu wenig Weiblichkeit scheint sie zu besitzen, um gut verheiratet zu werden , um einen gesellschaftlichen Status erlangen zu können.
Der Roman erzählt das Leben dieser Marie de France, geboren als uneheliche Tochter der Krone, die später zur bewunderten Äbtissin des Klosters Shaftesbury aufsteigt, dem reichsten der englischen Klöster des Hochmittelalters. Heilige Visionen prägen Maries Leben, Visionen, dank derer sie das Kloster zu einer matriarchialisch geprägten Welt aufbaut, abgeschottet und autonom, geschützt in ihrem Glauben und ihrer Gemeinschaft.
Ein Roman, der gänzlich auf männliches Personal verzichtet, ganz im Zeichen steht von selbstbestimmten Frauen, Frauen, die einander eine eigene Welt bilden, einander Schutz sind. Einander genügen. Der Fokus liegt hier auf der Person Maries, was deren Stellung als Kern des Lebens, als Matrix, innerhalb der Klostermauern herausstellt, eine Eloge auf diese frei- und großdenkende Frau. Eine Frau, die später in die Geschichte einging als Dichterin von Versnovellen, was im Roman aber erstaunlicherweise wenig zum Ausdruck kommt.
Groff zentriert alles auf die Welt des Klosters, den Aufbau dieses geschützten Raumes für Frauen – zeigt die Rigorosität, mit der Marie ihre Ziele durchsetzt, ihre Macht und zugleich die Mildtätigkeit für andere mit kluger Umsicht vermehrt.
Ich bin begeistert. Begeistert von den besonnen eingeflochtenen Visionen Maries, die in ihrer atmosphärischen Schönheit überstrahlend sind.
Begeistert von der Unangestrengtheit, mit der sich Lauren Groff dieser Geschichte annimmt – nicht bemüht themenfixiert, nicht zwanghaft darauf bedacht, derzeit gesellschaftlich Relevantes unterzubringen, gänzlich entspannt und natürlich in ihrer Erzählweise ohne jeglichen Drang zur Belehrung (und doch so modern, so allumfassend erzählt)
Begeistert von der sprachlichen Exzellenz, die ohne wörtliche Rede auskommt und diese besondere Art des Erzählens virtuos einsetzt. Die Erzählweise im Präsens überträgt das Erzählte in eine zeitübergreifenden Gültigkeit.
.
Matrix – ein Lehrstück des Lebens in vielerlei Hinsicht. Großes Leseglück.
.
.
Seite 144 "Ohne die erste Matrix konnte es keine Erlöserin geben, die größte Matrix von allen:“
.
Marie ist 17 Jahre alt, als die von ihr hochverehrte Eleonore von Aquitanien sie in ein Kloster schickt – zu unansehnlich, zu wenig Weiblichkeit scheint sie zu besitzen, um gut verheiratet zu werden , um einen gesellschaftlichen Status erlangen zu können.
Der Roman erzählt das Leben dieser Marie de France, geboren als uneheliche Tochter der Krone, die später zur bewunderten Äbtissin des Klosters Shaftesbury aufsteigt, dem reichsten der englischen Klöster des Hochmittelalters. Heilige Visionen prägen Maries Leben, Visionen, dank derer sie das Kloster zu einer matriarchialisch geprägten Welt aufbaut, abgeschottet und autonom, geschützt in ihrem Glauben und ihrer Gemeinschaft.
Ein Roman, der gänzlich auf männliches Personal verzichtet, ganz im Zeichen steht von selbstbestimmten Frauen, Frauen, die einander eine eigene Welt bilden, einander Schutz sind. Einander genügen. Der Fokus liegt hier auf der Person Maries, was deren Stellung als Kern des Lebens, als Matrix, innerhalb der Klostermauern herausstellt, eine Eloge auf diese frei- und großdenkende Frau. Eine Frau, die später in die Geschichte einging als Dichterin von Versnovellen, was im Roman aber erstaunlicherweise wenig zum Ausdruck kommt.
Groff zentriert alles auf die Welt des Klosters, den Aufbau dieses geschützten Raumes für Frauen – zeigt die Rigorosität, mit der Marie ihre Ziele durchsetzt, ihre Macht und zugleich die Mildtätigkeit für andere mit kluger Umsicht vermehrt.
Ich bin begeistert. Begeistert von den besonnen eingeflochtenen Visionen Maries, die in ihrer atmosphärischen Schönheit überstrahlend sind.
Begeistert von der Unangestrengtheit, mit der sich Lauren Groff dieser Geschichte annimmt – nicht bemüht themenfixiert, nicht zwanghaft darauf bedacht, derzeit gesellschaftlich Relevantes unterzubringen, gänzlich entspannt und natürlich in ihrer Erzählweise ohne jeglichen Drang zur Belehrung (und doch so modern, so allumfassend erzählt)
Begeistert von der sprachlichen Exzellenz, die ohne wörtliche Rede auskommt und diese besondere Art des Erzählens virtuos einsetzt. Die Erzählweise im Präsens überträgt das Erzählte in eine zeitübergreifenden Gültigkeit.
.
Matrix – ein Lehrstück des Lebens in vielerlei Hinsicht. Großes Leseglück.
.
.
Seite 144 "Ohne die erste Matrix konnte es keine Erlöserin geben, die größte Matrix von allen:“
.