Trotz Kritik eine Empfehlung

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Worum es geht:

Eine Frau trifft einen Mann und sie verbringen eine Woche miteinander. Nicht geplant, es ergibt sich, und würde er nicht verreisen am 8. Tag, wären sie noch länger zusammengeblieben. Sarah ist sich nach den paar Tagen sicher: Es ist Liebe. Nie zuvor hat sie so empfunden. Und er beteuert die gleichen Gefühle. Eigenartig wenn er sich danach nicht mehr meldet. Sich damit zufrieden geben, will Sarah sich nicht, sondern herausfinden was passiert ist.

Meine Meinung:

Eine Frau die auf einen Anruf wartet, von einem Mann, den sie kaum kennt. Ich behaupte mal fast jede Frau kennt das Gefühl alle paar Sekunden aufs Handy zu starren und es anzuflehen zu klingeln. Mit Herzklopfen das grüne "Online" Pünktchen zu hypnotisieren im Messenger, dass er doch endlich was schreibt. Wenn Tage vergehen, ohne Nachricht, ohne das grüne Pünktchen kommen sofort die Gedanken: Es ist etwas passiert! Er hatte einen Unfall! Das Handy ging kaputt und man kennt ja keinen Nr mehr auswendig! Jede mögliche Ausrede ist recht, nur nicht: Er hat kein Interesse. Er hat gelogen.
Während Sarah die Ratschläge ihrer Freunde ignoriert und weiterhin stalked, weiterhin Nachrichten an seine Nummer schreibt, weiterhin nach ihm sucht, wird nach und nach ihre Vergangenheit aufgezeigt. Wie sie in England auf dem Land aufwuchs, ihre Schwester verlor, nach L.A. flüchtete.
In springenden Zeitlinien lernt Sarah ihren mittlerweile Ex-Mann kennen, gründet ein erfolgreiches Unternehmen und findet in der Gegenwart raus: Etwas IST mit Eddie passiert.
Nun zu meiner Kritik: Die Handlung ist schon grenzwertig Soap Opera-isch. Der Schreibstil ist so oberflächlich locker flockig, dass es schon fast wehtut. Schlimm fand ich, vor allem zu Beginn diese Liebe auf den ersten Blick. Sie sehen sich, reden 2 Sätzen und wissen: Es ist die große Liebe des Lebens. Najaaaaaa. Dadurch dass die Geschichte mit Eddies "verschwinden" beginnt, und der Leser erst nachträglich romantische Szenen von dem Zusammensein, als ihre Erinnerung, serviert bekommt, entstand für mich leider auch keinerlei Chemie zwischen den Beiden. Der Leser kriegt gesagt sie lieben sich. Hier trinken sie Kaffee während er Brot backt und sie sein Hemd trägt. Romantisch. Schön, dass man es gesagt bekommt, denn empfunden habe ich nichts.
Obwohl ihre Freunde es auch erwähnen, wird es mir zu sehr toleriert wie sehr sie Sarah abstürzen lassen. Mal ein oder zweimal wird gesagt "Du übertreibst vielleicht." Aber ihr krankhaftes Verhalten wird nicht unterbunden. Dies könnte zu einer falschen Aussage für jüngere Leser führen. "Wenn du nur lange genug schreibst und anrufst und hinterher rennst, kriegste schon was du willst."
Mehrmals versucht Rosie Walsh den Leser in eine Richtung zu locken, nur um dann mit einer ziemlich offensichtlichen Wendung daher zu kommen. Sorry Rosie, nicht mit mir.
Warum jetzt die Empfehlung meinerseits?
Weil ich die Kritikpunkte bemerkt habe, sie mich aber nicht genug gestört hätten um keinen Spass an dem Buch zu haben. Kennt ihr das Gefühl, ein Buch in der Hand zu halten, das euch wie ein Sog zum lesen zwingt? "Ohne ein einziges Wort" ist so ein Buch für mich gewesen. Ich bin jede freie Minute mit dem Buch in der Hand rumgerannt, jeden Satz den ich zwischen der Arbeit lesen konnte, musste gelesen werden. Endlich mal wieder hatte ich einen Titel parat, der mich fesselte und egal wie Müde ich war, statt fernsehen, sass ich auf der Couch und hab weitergelesen.
Ich kann kaum beschreiben wie ich, obwohl mir der Handlungsbogen durchaus bekannt war, mitgefiebert habe. In meinen Mittagspausen bin ich zu meinen Arbeitskollegen hin und meinte "Ihr glaubt nicht was NUN auch noch passiert ist!!" Es war ein Spass für die ganze Mannschaft.
Spannung gab es auch nicht zu knapp, und ja, die Auflösung war für mich ganz ok. Es war stimmig.
Also obwohl ich das Buch gegenüber anderen während der Lektüre ins Lächerliche gezogen habe, komme ich nicht umhin zu erwähnen, dass ich in letzter Zeit schon länger nicht mehr so viel Spass hatte und eigentlich nur Positiv daran zurück denke.