Rückwärtswalzer

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simi159 Avatar

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Warum ist man so wie man ist? Wo kommt man her? Antworten darauf findet man wahrscheinlich in der eigenen Familiengeschichte, die uns geprägt hat. In dem neuen Buch von Vea Kaiser „Rückwärtswalzer“ geht es auch um eine Familiengeschichte.

Familie Prischinger, alle ein bisschen besonders, allen voran Lorenz, der sich als erfolgloser Schauspieler so durchschlägt. Mit seinen drei Tanten. Mirl, Wetti und Hedi macht er sich auf den Weg von Österreich nach Montenegro um dort den verstorbenen Onkel Willi zu seiner letzten Ruhestätte zu bringen und ihm damit seinen letzten Wunsch zu erfüllen.

In den Roadtrip sind in Rückblenden, die Lebensgeschichten mit Glück und Leid aller Familienmitglieder verwoben. Und schon nach wenigen Seiten ist man mitten in der Familie Prischinger, vor allem in der Wohnung und Küche von Tante Hedi, angekommen. Wie Lorenz sitz man mit ihnen am Tisch und hat dabei das Gefühl nicht nur von außen zu beobachten sondern auch ein Teil von ihnen zu sein.
Vea Kaisers Sprache ist dabei so bildlich, detailliert und genau, da riecht man jedes Staubkorn und jedes leckere Gericht das da gekocht wird. Diese Liebe zum Detail spürt man auch bei den Charaktere, denn jeder einzelne ist voller Ecken, Kanten einfach anders und dabei liebenswert und authentisch.
Die Charaktere sind es auch, die die Geschichte über 500 Seiten tragen, denn Spannung und Tempo gibt es wenig und es bedarf Geduld und Durchhaltevermögen des Lesers, am Rückwärtswalzer dran zu bleiben.

Auch wenn es hier Absurditäten und verrückte Begebenheiten gibt, fehlte mir die Leichtigkeit aus Vea Kaisers letzten Buch „Makarionissi“. Dennoch ist dies ein toller Roman, mit einer sehr gut konstruierten Familiengeschichte voller liebenswerter, ungewöhnlicher Charaktere.

Lesenswert mit kleinen Abzügen 4 STERNE.