Berührender Anfang, aber dann enttäuschend

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lia48 Avatar

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INHALT:

Friedrich wächst 1922 in der Villa seiner Eltern bei Genf auf. An Geld mangelt es ihm nicht.
1942 zieht es ihn trotz des Krieges nach Berlin. Er bewundert die Stärke der Deutschen.
In der dortigen Kunstschule lernt Friedrich Kristin kennen, die ihn mit in die geheimen Jazzclubs nimmt. Friedrich ist fasziniert von dieser außergewöhnlichen Frau. So dauert es nicht lange, bis sie ein Paar werden.
Doch mit der Zeit muss sich Friedrich eingestehen, dass Kristin noch eine andere, äußerst dunkle Seite in sich trägt. Plötzlich steht sie als die jüdische "Stella" schwer verletzt vor seiner Tür...
"Eine Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht – über die Entscheidung, sich selbst zu verraten oder seine Liebe."


MEINUNG:

Ich wollte mir gerne eine eigene Meinung zu diesem Buch bilden, nachdem in letzter Zeit so häufig darüber diskutiert wurde.
Vom Anfang des Buches war ich ziemlich begeistert. Schließlich gefiel mir der Schreibstil sowie die Tiefe in manchen Sätzen. Ich konnte alles bildlich vor mir sehen. Und obwohl die Sprache recht einfach wirkt, haben mich die Schilderungen berührt. Ich hatte großes Mitgefühl mit dem Protagonisten Friedrich, dessen familiäre Lebensumstände mir sehr zu Herzen gingen. Viele Gefühle kamen in mir hoch.
Deshalb war ich froher Hoffnung, dass mir das Buch auch weiterhin gefallen würde...
Doch nach etwa 1/4 der Geschichte, mit der Ankunft von Friedrich in Berlin, muss ich leider sagen, dass das Buch für mich immer schwächer wurde. Ich empfand den Protagonisten als zu übertrieben dargestellt. Seine Naivität wurde mit der Zeit ziemlich anstrengend und ich hätte ihn so gerne von seiner rosaroten Wolke geschubst. Klar, er ist verliebt. Aber wie er so blind Kristin vertraut und die Ausmaße des Krieges dabei fast komplett ausblendet, das wirkte auf mich irgendwann leider nicht mehr authentisch, sondern unglaubwürdig. Ich konnte kein Mitgefühl mehr für ihn aufbringen und hatte das Gefühl, immer mehr Distanz zu den Figuren zu erlangen. Gegen Ende empfand ich auch manche von Friedrichs Handlungen als untypisch für ihn.
Von Stella hätte ich gerne noch mehr erfahren, als das, was der verliebte Friedrich durch seine rosarote Brille an ihr wahrgenommen hat.
Das sind meine Hauptkritikpunkte.
Und dann gibt es da draußen noch die heißgeliebte Diskussion darüber, inwieweit man in so einem Buch Tatsachen und Fiktion miteinander vermischen darf. Schwierige Frage. Klar wird bei einem fiktiven Roman, der auf wahren Begebenheiten beruht, einiges dazuerfunden. Aber warum ändert man z.B. die Jahreszahlen, wenn man als Autor den tatsächlichen Zeitpunkt des Geschehens doch vorher recherchiert hat? Wegen mir hätte sich das Buch gerne noch mehr an den Tatsachen orientieren dürfen...

FAZIT: Das Buch fing sehr stark an, doch dann wurde es für mich leider immer schwächer, konnte mich nicht mehr berühren und der Protagonist wirkte auf mich nicht mehr authentisch genug. Außerdem hatte ich gehofft, noch deutlich mehr von Stella zu erfahren. Ein Buch, das meiner Meinung nach leider zu viele Schwächen aufweist. 2,5/5 Sterne.