Friedrich wäre wohl der bessere Titel

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kerstinth Avatar

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Der Schweizer Friedrich macht sich 1942 auf den Weg nach Berlin. Er möchte wissen, ob es die Gräueltaten, von denen er gehört hat, wirklich gibt. In Berlin trifft er auf die 21-jährige Kristin, die eigentlich Stella Ingrid Goldschlag heißt.

Als Ich-Erzähler bringt Friedrich dem Leser seine Empfindungen und sein „Abenteuer“ näher. Allerdings hat das recht wenig mit dem Titel zu tun. Dem Titel nach habe ich mit einem Buch über Stella Goldschlag gerechnet. Stella kommt in diesem Roman durchaus vor, allerdings erfährt man nur zwischen den Zeilen was sie wirklich macht. Und auch das nur, wenn man sich schon im Vorfeld mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Kennt man Stella nicht, ist es sehr schwierig die richtigen Schlüsse aus diesem Roman zu ziehen.
Der Schreibstil ist recht nüchtern, aber gut zu lesen. Es besteht hauptsächlich aus sehr kurzen Sätzen, die teilweise etwas von Telegrammstil haben. Ebenso die Dialoge, diese sind sehr kurzgehalten – wirkliche Sätze antwortet hier keiner, meist sind es nur Worte.
Die Charaktere sind schwierig. Von Stella, die dem Buch den Titel gab, erfährt der Leser kaum etwas. Somit bleibt sie dem Leser sehr fern. Allerdings ist sie für ihre 21 Jahre taff und weiß wie sie überleben kann. Sie schlägt sich als Greiferin durch. Das sind Juden, die andere Juden verraten und der Gestapo melden. Friedrich ist etwas merkwürdig. Wohnt in der Schweiz, umgeben von Frieden und zieht nach Berlin, mitten ins kriegerische Geschehen. Friedrich ist eigentlich Maler, doch durch einen Unfall ist er farbenblind. Seine Eltern sind getrennt, der Vater reist durch den Nahen Osten, während die Mutter den Rechten zustimmt. Zwei sehr merkwürdige Charaktere.
Zwischen den Erzählungen von Friedrich gibt es zu Beginn jedes Kapitels eine zeitliche Angabe und dazu eine kurze Aufzählung von Ereignissen zu dieser Zeit. Das hat mir gut gefallen. es war informativ und daraus konnte man schlussziehen, „wo“ man sich befindet. Außerdem sind immer wieder Teile aus realen Prozessakten abgedruckt. Es geht um den Prozess gegen Stella Goldschlag. Meist sind es Zeugenaussagen, von Verschleppungen/Deportationen. Diese haben den Lesefluss leider sehr gehemmt. Und wirkten teils fehl am Platz.

Mich hat dieser Roman enttäuscht, da ich damit gerechnet habe Stella Goldschlag kennen zu lernen. Doch leider dreht sich das Buch mehr um Friedrich, der zufällig auf Stella trifft. Was Stella nun getan hat, muss der Leser sich anderweitig anlesen. Der Schreibstil war allerdings angenehm, so dass ich das Buch zügig durchgelesen habe. Deshalb vergebe ich zweieinhalb von fünf Sternen.