Kann man lesen

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biancasch Avatar

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Wie schreibt mein eine Rezension zu einem Buch, dass so heftig im Feuilleton zerrissen wird?

Ich hatte grad die Hälfte des Buches gelesen, als die Hysterie begann:
„Gräuel im Kinderbuchstil“ in ‚die Zeit‘
"Wozu diese Nazigeschichte-für-Dummies?" in der ‚FAZ‘
Mittlerweile habe ich das Buch und die einzelnen Kritiken gelesen.

Was soll ich sagen? Das Buch ist okay. Es handelt sich m.E. nicht um große Literatur, sondern um einen Roman, der einen geschichtlichen Hintergrund hat. Um das Buch „verstehen“ zu können, sollte man wissen wer Stella Goldschlag war.
Der Schreibstil ist einfach gehalten. Zwischen den einzelnen Abschnitten werden Ereignisse aus dem Jahr 1942 und Auszüge aus den Vernehmungsprotokollen wiedergegeben.
Gebe es nicht diesen geschichtlichen Hintergrund, wäre es tatsächlich nur eine banale Geschichte.

So wie ich die Kritiken verstanden habe, echauffiert man sich zum einen darüber, dass ein „Nicht-Jude“ ein Buch über eine „Jüdin“ geschrieben, die mit den Nazis kollaboriert und ihre eigenen Leute verraten hat. (Schrecklich, dass ich das so schreiben muss…)
Bei mir kommt die Kritik so an, dass man mir als Leser den Gedanken unterstellt „Hah… Siehste! Die waren auch nicht alle gut!“ Das empfinde ich als eine absolute Unverschämtheit!
Wie kann ich über einen Menschen wie Stella Goldberg urteilen? Eine Frau, die auf schlimmste Art und Weise gefoltert und unter Druck gesetzt wurde. Völlig unabhängig von Geschlecht, Religion, Herkunft und was sonst noch, kommt es vor, dass Opfer zu Tätern werden. In diesem Fall geht es nun einmal um den Holocaust.
Ein weiterer Vorwurf bezieht sich auf die Aufführung der Ereignisse um 1942. Dort würden auch „Banalitäten“ wie die Geburt von Paul McCartney und Alice Schwarzer aufgeführt.
Sind es nicht gerade die banalen Dinge, die die Situation so erschreckend machen?
Für mich ein nicht nachvollziehbare Kritik.
Und wie konnte Herr Würger auch noch einen banalen Liebesroman aus der Geschichte machen?
Katastrophe…
Bei den Kritiken musste ich wirklich die Augen verdrehen!

Ich fand es anstrengender und beleidigender die Kritiken zu lesen.

Fazit:
Ich gebe nichts mehr auf Kritiken!
Das Buch kann man lesen. Muss man aber nicht.
Ich werde auf jeden Fall jetzt „Stella“ von Peter Weyden (Klassenkamerad von Stella Godschlag) lesen.