Stella Goldschlag - Opfer oder Täterin?

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noelli Avatar

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Ein junger Mann kommt 1942 nach Berlin. In einer Kunstschule trifft er eine Frau. Die beiden werden ein Paar. Eines Morgens klopft sie an seine Tür, verletzt, mit Striemen im Gesicht, und sagt: "Ich habe dir nicht die Wahrheit gesagt."

In diesem Buch geht es um den Ich-Erzähler, Friedrich, 1922 geboren und 20 Jahre alt, als er Kristin kennenlernt. Er ist sofort fasziniert von ihr und verliebt sich in sie. Kristin erwidert seine Gefühle und so werden die beiden ein Paar. Doch was zunächst nach einem Liebesglück in Zeiten des Krieges aussieht, entpuppt sich als dramatische und gefährliche Beziehung. Denn Kristin heißt gar nicht Kristin. Ihr Name ist Stella Goldschlag und sie ist Jüdin .

So viel sei zum Inhalt gesagt.
Das Buch rund um die Jüdin Stella Goldschlag war für mich ein durchwachsenes Leseerlebnis. Meiner Meinung nach erfährt man zu wenig über Stella als Person, man erfährt keine Hintergründe, warum sie so gehandelt hat wie sie gehandelt hat oder was sie überhaupt angetrieben hat. Hier verschwimmen außerdem historische, reale Fakten mit der Fiktion. Dies ist an sich keine schlimme Sache, denn Takis Würger weist ausdrücklich am Anfang des Buches darauf hin. Doch meiner Meinung nach verschwimmen die Grenzen ein bisschen zu sehr um sich noch sicher sein zu können, was denn nun wirklich passiert ist und was sich Takis Würger ausgedacht hat. Stella wirkt aufgrund der fehlenden Emotionen und der fehlenden Hintergrundinformationen als unnahbare, kalte und distanzierte Person und ich hätte mir an dieser Stelle wirklich mehr Gefühle gewünscht, denn der Schreibstil von Takis Würger ist wirklich ziemlich emotionslos.
Friedrich hingegen ist sein sehr naiver junger Mann und ziemlich "blind vor Liebe". Jedoch war dies immerhin ein bisschen nachzuvollziehen, da man die Geschichte Friedrichs am Anfang des Buchs erfährt und weiß, dass er von seiner Mutter keine Liebe bekam und sein Vater oftmals auf Reisen war. Demnach ist es nachvollziehbar, dass Friedrich gegenüber Stella so empfindet.

Das Ende konnte mich, im Gegensatz zu dem Rest der Geschichte, immerhin ein bisschen berühren. Auch wenn es dort einige Punkte gab die sich mir nicht ganz erschlossen, die ich aber aufgrund von Spoilern hier nicht nennen werde.

Alles in allem war "Stella" kein schlechtes Buch, aber definitiv ein Buch aus dem man mehr hätte machen können.