Für die Zukunft leben?

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schlumbergera Avatar

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**Pero Micic – Wie wir uns täglich die Zukunft versauen**

Meine Meinung zum Buch:

Der Untertitel fasst den Inhalt des Buches noch besser zusammen: „Kurzfristig glücklich oder langfristig klug?“

Anhand von vielen Beispielen zeigt der Autor auf, wie wichtig es ist, unsere Entscheidungen, Pläne und Ziele auf eine lange Sicht und einen langen Zeitraum hin zu planen. Unter den Beispielen finden wir Bekanntes, z. B. das Rentenproblem oder von uns selbst verursachte Umweltkatastrophen wie die Verlandung des Aralsees. Da diese Beispiele am Anfang des Buches aufgeführt werden, dachte ich schon, dass hier olle Kamellen recycelt werden sollen, aber dann kommen doch noch etliche neue Dinge hinzu und das Lesen wurde mit jeder Seite interessanter.

Gut fand ich auch die historischen Bezüge, also dass das Kurzfrist-Denken keinesfalls ein Ding der heutigen Zeit ist, sondern dass schon vor vielen Jahren die gleichen Denkfehler gemacht wurden – wenn vielleicht auch mit weniger furchtbaren Folgen, denn durch die Globalisierung der Wirtschaft wirken Fehlentscheidungen auch weltweit und nicht mehr nur lokal.

Ein bisschen gestört hat mich aber doch die Fortschrittsgläubigkeit des Autors. Zwar gibt er zu, dass wir ja nicht wirklich in die Zukunft schauen können und daher auch nicht absehen können, ob unsere Entscheidungen auch für die kommenden Jahre tragfähig sind. Aber hier entsteht eben für mich ein Widerspruch: Wenn ich schon nicht wirklich voraussehen kann, was passieren wird, wie soll ich dann auf Fortschritt setzen? Fortschritt gibt es in mehreren Versionen und es ist immer ein Risiko, für welche ich mich entscheide, denn das kann gerade die falsche sein. Und hier fiel mir immer öfter der alte Spruch ein: "Hinterher ist man immer schlauer". Natürlich weiß ich hinterher, welche Entscheidung besser gewesen wäre, aber im Moment der Entscheidung muss ich mit den Fakten zurecht kommen, die ich habe, und das sind vielleicht nicht immer alle oder es sind auch falsche dabei.

Und na ja: natürlich weiß ich, dass sich Schokolade sofort auf die Hüften setzt, aber so ab und zu muss so ein Trösterchen doch auch erlaubt sein. Da bin ich lieber heute glücklich und stelle mich erst wieder nächste Woche auf die Waage. Das Beispiel Zigaretten im Buch halte ich auch nicht für so ganz geglückt, denn um eine Sucht aufzugeben gehört eben etwas mehr, als nur das Wissen, dass es ungesund für mich ist. Um eine Sucht in den Griff zu kriegen, gehört mehr. 

Insgesamt fand ich das Buch sehr interessant und unterhaltsam, ohne dass es oberlehrerhaft wirkt, aber so hundertprozentig überzeugen konnte mich der Autor nicht. Ja, ich werde meine Entscheidungen weiter gut überdenken, aber ich werde nicht alles einer möglichen Zukunft unterordnen, sondern es mir auch hin und wieder im Hier und Jetzt gut gehen lassen.

Viele Grüße von Annabas  ![Lächelnd](http://www.vorablesen.de/sites/all/libraries/tinymce/jscripts/tiny_mce/plugins/emotions/img/smiley-smile.gif "Lächelnd")