Familiengeschichte aus England mit typischen Vibes der American Novels von der US-Ostküste

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
corsicana Avatar

Von

Das Buch spielt auf der Isle of Wight vor der Südküste Englands, könnte aber vom Stil her auch ein typischer Ostküsten-Roman aus den USA sein. Familientreffen in einem Haus am Meer, Beach Partys, Alkohol in Mengen, Familiengeheimnisse, Verlust, scheiternde Beziehungen und vor allem der Unterschied zwischen Fassade und Realität. Das alles hat mich sehr an die "American Novels" erinnert.

Es geht um die "Garnett Girls", das sind vor allem Mutter Margo, eine attraktive Frau Ende Fünfzig und ihre nicht minder attraktiven Töchter Rachel (Ende 30), Imogen (32) und Sasha (Ende 20). Eigentlich hießen sie alle mal O´Leary, nach dem Ehemann und Vater, doch dieser hat die Familie verlassen und ist seitdem eine Persona Non Grata - über ihn wird nicht gesprochen. Doch sein Fehlen wirkt sich auch mehr als 25 Jahren noch auf die Familie aus. Auch wenn keiner darüber redet. Margo, die Mutter, hat sich nie wieder auf einem Mann fest einlassen können und hangelt sich von Affäre zu Affäre. Sie legt Wert darauf, dass ihren Töchtern nicht das Gleiche widerfährt und sie sollen "solide" Männer heiraten. Rachel, die Älteste, hat diesen Rat befolgt. Sie hat das alte Herrenhaus an der Küste der Isle of Wight übernommen und lebt dort mit Mann und zwei Kindern. Doch heimlich träumt sie davon, wieder in London zu wohnen und ihre alte Karriere neu aufzunehmen. Imogen, die Mittlere, hat sich gerade mit dem liebenswerten William verlobt, doch so richtig glücklich wirkt sie nicht. Und dann stürzt sie sich Hals über Kopf in eine verzehrende Affäre... Sasha, die Jüngste, ist das Enfant Terrible der Familie und auch sie wirkt nicht so richtig glücklich verheiratet, ihr Mann scheint ein heftiger Kontrollfreak zu sein. Und Rachel ist es auch, die mehr über ihren verschollenen Vater erfahren will...

Eine Menge an Geheimnissen also und weniger ein leicht-luftiger Sommerroman, wie das Titelbild wohl suggerieren könnte. Der Handlungsort der Isle of Wight bringt eine Menge Atmosphäre mit sich. Man bewegt sich in eher illustren-intellektuellen Kreisen. Man wohnt im Herrenhaus auf Wight oder in der Gegend rund um Nottinghill im edlen Londoner Westen, ist entweder Anwältin (Rachel), Schriftstellerin (Imogen), Journalistin (Margo) oder Mitarbeiterin einer NGO´s (Sasha). Und auch der Vater war Dichter, allerdings in erster Linie ein schwerer Alkoholiker, unzuverlässig und ständig betrunken. Daran konnte auch die stürmische Liebe zwischen Margo und Richard nichts ändern. Der Alkohol fließt in allen Erzählungen in Strömen, das sollte man als Leser:in wissen. Mich hat es nicht gestört, einige in der Leserunde, in der ich das Buch gelesen habe, schon.

Wir begleiten die "Garnett Girls. mehr als ein Jahr und erhalten durch einige Rückblenden zudem Einblicke in frühere Zeiten. Das ist interessant und auch unterhaltsam zu lesen, denn Margo ist eine sehr charismatische Frau und die Probleme und Erfolge der Töchter sind lebensnah geschildert. Insgesamt also eine Empfehlung, allerdings nur dann, wenn es auch etwas tiefgründiger und schwieriger sein darf, nur seicht und leicht ist der Roman nicht.