Und ob da was schief gehen kann!

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galladan Avatar

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Die Leseprobe ist gut gewählt um einen Einblick ins Kochbuch zu bekommen. Da hat der Verlag sich richtig Mühe gegeben.

Die Inhaltsangabe zeigt, dass es sich um tatsächliche Lieblingsgerichtet handelt und nicht das fünfzigste Kochbuch mit Schmorklassikern. Gute Idee. Dabei wurde offensichtlich auch darauf geachtet, dass Deutschland verschiedene Regionen hat und entsprechend gibt es Matjes genau wie Kalbsleber.

Welche Generation Oma da gemeint ist, merkt man daran, dass das Kochbuch auch Gerichte bietet, die erst in der Küche meiner Mutter (im Krieg geboren), gekocht hat. Da waren allerdings auch schon viele Frauen berufstätig, und schnelle Küche war angesagt. Beilagen kamen allerdings auch da schon oft aus der Tüte, oder das Leipziger Allerlei war TK, dafür ohne Morcheln.

Tipps & Tricks sind für die moderne Generation bestimmt nützlich, allerdings finde ich die Faustregel für Steaks nicht wirklich hilfreich, da es voraussetzt, dass man ein Küchenthermometer hat. Einfach gehen Steaks: anbraten und dann im Backofen fertig garen, dabei den nachfühlen wie weit man ist.

Geflügel nicht waschen ist z.B. ein saudämlicher Tipp. Dabei spült man das Blut raus, was man sonst bei einer Suppe mühselig abschöpfen muss (wie später dann im Rezept auch beschrieben). Außerdem spült man damit auch kleine Knochenteile weg und checkt, ob beim Ausnehmen noch etwas im Huhn geblieben ist. Reinlichkeit ist bei den Älteren unter uns selbstverständlich in der Küche und um Bakterien nicht in der Küche zu verteilen wäscht man sich halt nach dem Anfassen des Geflügels gründlich die Hände. Wenn ich auch nur daran denke ein ungewaschenes Huhn auf mein Küchenbrett zu legen gruselt es mich.

Die Aufmachung des Buches ist Landhausstil, wobei eine Auflistung was man braucht um ein Rezept nach zu arbeiten heutzutage im Kochbuch nicht mehr fehlen sollte. Einen Zahnstocher würde ich im Leben nicht nutzen um Rouladen zusammen zu halten. Dafür gibt es Küchengarn oder Rouladenspieße oder Rouladenklammern. Außerdem finde ich 360 g Rouladen pro Person schon sehr viel. Auch würde man heute das Gemüse nicht mehr langwierig durch ein Sieb quetschen, sondern einfach mit dem Stab pürieren und 6 Zwiebeln sind für meinen Geschmack viel zu viel.

Das aus dem Bereich Fisch dann eine Suppe kommt, fand ich etwas schade, da ich das eher in den Bereich Suppe getan hätte. Das ist verwirrend.

Guanciale als Speck kann man auch mit Bauchspeck ersetzen, ist aber schon ziemlich fettig und das Rezept zeigt, dass Vegan hier nicht so angesagt ist. Eine vegane Abteilung fehlt komplett in der Inhaltsangabe.

Insgesamt ist die Auswahl der Rezepte interessant und sollte niemanden überfordern. Bei vielen Gerichten geht es um tägliche Küche, der Bereich Sonntagsessen wird aber auch gut abgedeckt. Dieses Kochbuch ist eindeutig für ungeübte Kochanfänger, hat da aber auch seine Stolpersteine.