Bedrückende Dystopie, die nachklingt

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lesezauber_zeilenreise Avatar

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**Inhaltsangabe Verlag:**
Immer wenn ich aus dem Fenster über die schneeweißen Türme von Surdus blicke, denke ich an Flucht.
Für 8 ist jeder Tag gleich. Jeden Tag lebt sie nach einer strengen Lehre, die sie auf ein sinnvolles Leben im Ausland vorbereitet. Jeden Tag fügt sie sich unter Tausende andere Mädchen, die genauso aussehen wie sie.
Aber 8 fühlt anders. Sie fühlt sich besonders, und das ist ein Problem. Denn jemand zu sein, ist verboten und kann sie in große Gefahr bringen. Doch eines Tages hebt ein anderes Mädchen den Blick und sieht sie an. Und für 8 gibt es kein Zurück mehr. Sie wird fliehen müssen. Zusammen mit ihr.
Schöne neue Welt: ein Text der Fragen aufwirft, konfrontiert, berührt und bewegt
Yorick Goldewijk, Preisträger des bedeutendsten niederländischen Jugendliteraturpreises, dem "Goldenen Griffel"

**Mein Eindruck:**
8 lebt im 30. Stock ihres Wohnblocks in Surdus. Jeder Tag läuft gleich ab: aufstehen, zum Zug gehen, in einer Kabine ihre Arbeit verrichten, keinen Ansprechen, keinen Anschauen, keine Gefühle zeigen. Den ganzen Tag tönt folgendes Mantra aus den Lautsprechern:

Hör zu, sei gehorsam, folge.
Zweifle nicht, zögere nicht, hinterfrage nicht.
Sei hilfreich und ergeben.
Unterwirf dich dem Willen der Beseelten.

8 versucht sich daran zu halten, doch sie ist sich sicher, sie ist anders als die anderen. Eines Tages, 8 sitzt mal wieder im Zug zur Arbeit und kann es nicht lassen, den Kopf ein kleines bisschen anzuheben, trifft ihr Blick auf den eines anderen Mädchens, auf 1000. Für 8 ist klar: sie muss 1000 wiedertreffen, sie sind sich so ähnlich, beide sind anders als die anderen. Schaffen die beiden es, aus Surdus, aus ihrem Leben auszubrechen und gemeinsam zu fliehen?

Erster Satz: »Immer, wenn ich aus dem Fenster über die schneeweißen Türme von Surdus blicke, denke ich an Flucht.«

**Mein Eindruck:**
Das ist sicher keine leichte, flotte Lektüre, sondern eine düstere, beklemmende Dystopie, die auf nur 160 Seiten ein großartiges Thema behandelt. Alles in Surdus ist grau und farblos und macht einen beim Lesen echt depressiv. Mir gefällt, wie 8 sich langsam ihrer selbst bewusst wird. Als die beiden Mädchen aufeinandertreffen, zieht sich die Story ein bisschen und ist auch irgendwie seltsam zu lesen und ein wenig verwirrend, finde ich. Doch dann, als es Richtung Ende geht, kommt ein Plot Twist daher, der es in sich hat und den ich zumindest nicht auf dem Schirm hatte (wobei ich mich im Nachhinein frage: warum eigentlich nicht). Das Buch war ab dem Zeitpunkt gefühlt ein komplett anderes, was ich total interessant fand und das Ende hat mich sehr berührt. Und zum Nachdenken gebracht über… halt, nein. Das kann ich gar nicht verraten, ohne zu spoilern. Ich fand es richtig gut, mal was völlig anderes. Wer auf beklemmende Dystopien steht, die auf wenigen Seiten schnell auf den Punkt kommen und dennoch viel drumherum beschreiben und die sich von einem etwas anderen Schreibstil, als man das sonst von Jugendbüchern gewohnt ist, nicht abschrecken lassen, dem lege ich das Buch gern ans Herz. Von mir gibt´s 4/5 Sterne.