sehr speziell

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simonef Avatar

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Letztes Jahr haben mein Sohn (11) und ich mit Begeisterung „Cato und die Dinge, die niemand sieht“ von Yorick Goldewijk gelesen, und so war ich sehr neugierig auf sein neuestes Werk „1000 und ich“, zumal ich Dystopien sehr mag und der Klappentext entsprechende Assoziationen weckt.

8 lebt zusammen mit vielen anderen „Unbeseelten“ in Surdus, wird durch eine Stimme aus einem Bildschirm ich ihrer Wohnzelle indoktriniert, von Spähern auf Schritt und Tritt überwacht. Jeden Tag geht sie der gleichen monotonen, stumpfsinnigen Tätigkeit nach, durch die sie „kalibriert“ wird. Die Unbeseelten leben wortlos und ohne Kontakt nebeneinander her, doch 8 fühlt eine unbestimmte Sehnsucht. Eines Tages erhascht sie einen verbotenen Blick einer anderen Unbeseelten, und sie setzt alles daran, diese wiederzusehen, auch wenn es ihre Eliminierung bedeuten kann.

Zu Beginn fühlte ich mich an „1984“ erinnert. Die Unbeseelten werden darauf kalibriert, „nichts“ zu sein, stoisch sinnlose, immer wiederkehrende Befehle auszuführen. Der Name „Surdus“, der im Lateinischen „dumpf, gefühllos“ bedeutet, ist passend gewählt. Die Erzählung wird zunehmend surreal, verlässt die Grenzen der Logik und ich habe mich mehrmals gefragt, in welcher Welt die Handlung angesiedelt ist und worum genau es sich bei den Wesen handelt, die beispielsweise niemals essen müssen. Erst gegen Ende klärt sich dies alles auf und führt zu einem Aha-Erlebnis, dessen Prinzip mich an eine bekannte Filmreihe erinnert. Näher kann ich nicht darauf eingehen, da ich nicht spoilern möchte. Wer das Buch gelesen hat, wird aber wissen, worauf ich mich beziehe.

Die Geschichte enthält einige interessante Ansätze, die jedoch erst im Nachhinein klar werden, und man braucht eine gewisse Ausdauer, um bis dahin durchzuhalten. Einige Handlungselemente kehren mehrfach wieder, auch die Gedanken von 8 drehen sich im Kreis, und ich merkte, dass ich beim Lesen ungeduldig wurde. Mein Sohn hat mit 11,5 Jahren schon nach den ersten Seiten die Lust verloren. Die surreal anmutenden Ereignisse erschweren das Verständnis, und echte Spannung kommt nicht auf. Bei der Zielgruppe ab 12 Jahren kann ich mir nicht vorstellen, dass diese angesichts der monotonen, verwirrenden Handlung bei der Stange bleiben. Für ältere Kinder und Erwachsene empfinde ich die Gesamtidee wiederum als nicht komplex genug; so war mir beispielsweise sehr schnell klar, wie die Zahlen 1000 und 8 zusammenhängen und welche Schlussfolgerungen sich daraus ergeben.

Insgesamt würde ich dieses Buch am ehesten Leser:innen ab ca. 14 Jahren empfehlen, die Interesse an Gedankenspielen haben. Mich konnte die Geschichte leider nicht überzeugen und ich vergebe knappe 3 Sterne.