Die Graphic Novel "1177 v. Chr." basiert auf dem gleichnamigen Sachbuch von Eric H. Cline, einem renommierten Historiker und Archäologen. Dementsprechend orientiert sich die Adaption stark an den historischen Fakten und bietet eine dichte, faktenbasierte Rekonstruktion der letzten Jahrhunderte der Bronzezeit. Die Lektüre ist dabei durchaus anspruchsvoll: Wer sich bisher wenig mit dieser Epoche beschäftigt hat, wird sich zunächst in einer Fülle von Namen, Kulturen und Ereignissen zurechtfinden müssen. Ein einfaches „Wegdurchlesen“ ist hier kaum möglich – Konzentration und Aufmerksamkeit sind gefragt, denn das Buch vermittelt in vergleichsweise kurzer Zeit eine große Menge an Informationen. Dennoch gelingt es der Graphic Novel, diesen historischen Stoff unterhaltsam und lebendig zu präsentieren. Die Zeichnungen tragen wesentlich zur Atmosphäre bei: Auch wenn sie nicht übermäßig detailliert sind, passen sie hervorragend zum Thema und Umfang des Werks. Mit rund 300 Seiten ist der Zeichenstil gelungen und stimmig. Statt einer linearen Erzählung wird der Inhalt durch wiederkehrende Dialoge zwischen den beiden fiktiven Figuren Schesha und Pel strukturiert, die gemeinsam über das Weltgeschehen reflektieren und es kommentieren. Dieses erzählerische Mittel verleiht dem Buch eine originelle Note und funktioniert überraschend gut. Insgesamt handelt es sich um ein lehrreiches, gut aufbereitetes und visuell ansprechendes Geschichtsbuch, das ich jedem geschichtlich Interessierten – insbesondere jenen mit einem Faible für die Antike – uneingeschränkt empfehlen kann.