Wie eine Graphic Novel das Ende der Bronzezeit zum Leben erweckt

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Manchmal gelingt es einem Buch, Geschichte auf eine Weise zu erzählen, dass sie nicht nur lebendig, sondern regelrecht mitreißend wird – genau das ist bei 1177 v. Chr. – Eine Graphic Novel der Fall. Diese Adaption von Eric H. Clines Bestseller über den dramatischen Zusammenbruch der spätbronzezeitlichen Hochkulturen im Mittelmeerraum ist nicht nur informativ, sondern ein echtes Erlebnis – visuell wie inhaltlich.

Gemeinsam mit den beiden sympathischen Hauptfiguren Pel, einem Angehörigen der sogenannten Seevölker, und Schesha, einer klugen ägyptischen Schreiberin, reisen wir durch eine Welt im Umbruch: von Kreta über Mykene bis nach Hattuscha, von Kanaan nach Ägypten – überall herrschen Unruhe, Klimakatastrophen, politische Spannungen und kulturelle Umbrüche. Die komplexen historischen Ereignisse werden dabei nicht nüchtern referiert, sondern spannend und mit viel Feingefühl in eine packende Geschichte eingebettet. Was diese Graphic Novel besonders stark macht, ist die Multiperspektivität: Durch die unterschiedlichen Hintergründe der beiden Hauptfiguren sehen wir historische Entwicklungen aus ganz verschiedenen Blickwinkeln – das regt zum Nachdenken an und zeigt, wie facettenreich Geschichte ist.

Die Illustrationen von Glynnis Fawkes sind einfach super. Mit liebevoll gestalteten Panels, die sich stilistisch an der Kunst der Antike orientieren, wird nicht nur Atmosphäre geschaffen, sondern auch Wissen vermittelt – ganz ohne erhobenen Zeigefinger. Besonders gelungen ist die Darstellung von Kleidung, Architektur und Alltagsgegenständen, die mit großer Genauigkeit und sichtbarer Freude am Detail umgesetzt wurde. Die Farbauswahl unterstreicht stimmungsvoll die jeweiligen Szenen – mal düster und bedrohlich, mal warm und hoffnungsvoll. Trotz des ernsten Themas kommt auch der Humor nicht zu kurz: Kleine Anspielungen, Wortspiele und augenzwinkernde Dialoge lockern das Geschehen auf und machen die Lektüre auch für ein jüngeres Publikum zugänglich.

Gerade für Jugendliche ist dieses Buch ein absoluter Glücksgriff: Es erzählt nicht nur packend von einer der spannendsten Epochen der Menschheitsgeschichte, sondern vermittelt ganz nebenbei jede Menge Wissen – ohne dass man das Gefühl hat, zu „lernen“. Und doch bleibt am Ende mehr hängen als bei manch trockenem Schulbuchtext. Kein Wunder also, dass diese Graphic Novel nicht nur bei Leserinnen und Lesern gut ankommt, sondern auch in Schulen und im Unterricht ihren Platz findet.

Fazit: 1177 v. Chr. – Eine Graphic Novel ist ein großartiges Beispiel dafür, wie man komplexe geschichtliche Zusammenhänge unterhaltsam, fundiert und visuell eindrucksvoll erzählen kann. Ein Muss für alle, die Geschichte lieben – oder sie lieben lernen wollen!