1794 - keine angenehme Zeit

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Niklas Natt och Dag – was für ein genialer Name – bringt mit „1794“ seinen zweiten historischen Kriminalroman über den Häscher Jean Michael Cardell heraus. Er bleibt dabei sowohl dem Plotaufbau als auch der Struktur seiner dramatis personae treu.

Auf verschiedenen Zeitebenen wird sowohl nach einem Mörder gesucht als auch der Mord erklärt und beschrieben. So weiß der Leser einerseits immer gut über den Stand der Ermittlungen Bescheid und andererseits werden die Geschehnisse um die Tat beschrieben. Gleich bleibt auch der Dreck, der Gestank, die Brutalität, die schon im ersten Band – 1793 – den Leser erschüttert und teilweise sicher auch abstößt. Diesmal ist ein besonderer Fokus auf dem rüden, ja sogar grausamen, Umgang mit psychisch Kranken. Gequält, gefoltert, weggesperrt ohne Aussicht auf Rettung oder auch nur faire Behandlung, muss man miterleben, was die damalige Gesellschaft mit diesen armen Menschen getan hat. Nicht zum ersten Mal lese ich von solchen Zuständen, aber Natt och Dag hat es selten brutal und widerlich beschrieben. Zarte Gemüter sollten sich wappnen.

Wie im ersten Band stört mich, dass die Spannung lange auf sich warten lässt und sich das Buch teilweise sehr zieht. Es ist nicht unbedingt ein Pageturner. Zumindest in der ersten Hälfte war ich nicht wirklich zufrieden mit dem Plot. Später wird das besser aber für fünf Sterne reichte es dennoch nicht mehr.

Ein historischer Roman, der seine Stärke also nicht unbedingt im Kriminalfall findet, sondern eher darin, die damaligen Zustände genau und ungeschönt zu betrachten und mehr die Hintergründe der Tat aufzudröseln, als sich um die Jagd nach dem Mörder wirklich intensiv anzunehmen.