Düster, gefährlich, barbarisch

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aureliaazul Avatar

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Nach dem leidvollen Ableben von Cecil Winge bleibt Cardell alleine und ohne eine Aufgabe zurück, bis er unverhofft auf eine Frau trifft, die ihn mit dem tragischen Tod ihrer Tochter betraut. Wie vom Schicksal geleitet, kreuzen sich die Wege von Cardell und dem jungen Emil Winge, dem Bruder von Cecil. Während sie durch Umwege den Fall annehmen und Nachforschungen betreiben, sitzt irgendwo in der Nähe Stockholms ein junger Mann in einem Hospital und muss sich der Schuld stellen, die er sich selbst aufgeladen hat...

Die Geschichte ist wie schon der Vorgänger wieder in vier Abschnitte, nach Jahreszeiten, geordnet und wird quasi von hinten aufgerollt und antichronologisch erzählt. Den ersten Abschnitt Winter empfand ich als erfrischend und überaus interessant. Es handelt sich um den jungen Mann, der von anderen manipuliert, ausgenommen und seiner unschuldigen Naivität beraubt wird. Besonders die geschichtlichen Hintergründe einer unter schwedischer Krone geführten Insel konnten mein Wissen erweitern und Einblicke in Geschehnisse geben, die, wie mir scheint, nicht unbedingt so bekannt sind.

Der zweite Abschnitt befasst sich wieder mit Cardell und Winge, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Besonderes Interesse galt Winge, da er von eigenen Schatten geplagt wird und vom Charakter und Verhalten ganz anders ist als sein Bruder. Dadurch entstanden einige Reibungen und Konflikte, die den Ermittlungen nicht zuträglich waren und noch mehr Spannung in die Geschichte gebracht haben. Emils Anwandlungen und seine Wahrnehmung spielen nicht nur seine Spielchen mit ihm, sondern auch mit dem Leser und der Autor schafft es einen zielgerichtet auf die falsche Fährte zu führen, sodass einige Wendungen mich überraschen konnten.

Auch Anna Stina bekommt wieder ihren angestammten Platz in der Geschichte und wird schmerzlich mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Das Schicksal meint es nicht gut mit ihr und sie verliert sich in den ganzen niederträchtigen Machenschaften der Mächtigen und muss schlussendlich eine folgenschwere Entscheidung treffen. Mit ihrem Teil habe ich nicht gerechnet, da ich sie als abgeschlossen empfunden habe. Nichtsdestotrotz wurde sie glaubhaft und passend in den Verlauf der Geschichte eingebettet und ihr Schicksal mit dem der anderen Protagonisten verwoben.

Im letzten Teil spitzt sich die Hauptgeschichte dramatisch zu und viele kleine Faktoren, böser Art oder nicht, führen letztendlich zu dem Ausgang. Auch wenn der Fall nicht gelöst wird im Sinne, dass der Täter seiner Strafe zugeführt wird, weiß das Ende zu überraschen und es tauchen Fragen nach Verantwortung und Schuld auf, die nicht so leicht zu beantworten sind. Da das Ende recht offen ist, spekuliere ich auf einen weiteren Band, in dem den Tätern endgültig das Handwerk gelegt wird.

Fazit: Wenngleich mich die Hauptgeschichte an sich nicht so begeistern konnte, wie in Band 1, fand ich das Buch insgesamt doch etwas Besser und Interessanter. Unter anderem aufgrund der weniger expliziten Darstellungen von Gewalt und Brutalität, die zwar dennoch vorhanden waren, aber nicht so detailliert geschildert wie im ersten Band. Ich freue mich schon auf den Nachfolger, sofern es denn einen geben wird.