Langsam aber sicher baut sich die Spannung auf.

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raoulchagny Avatar

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Zugegeben "1794" von Niklas Natt och Dag braucht eine ganze Weile, bis sich endlich Spannung aufbaut, doch ab diesem Moment lässt sie nicht mehr nach.
Doch von Anfang an: Zu Beginn des Buches werden wir unmittelbar in den Ereignisbericht eines gewissen Eriks geworfen, den dieser aus seinem Zimmer in einem Hospital am Rande Stockholms schreibt. Er berichtet von seiner adligen Herkunft, seiner unstandesgemäßen Liebe zur Tochter eines Pächters und von der zornigen Reaktion seines Vaters, der ihn in die schwedische Kolonie auf Saint-Barthélemy schickt. Dort erlebt Erik die unmenschliche Realität der Sklaverei und ist froh, als er nach einem Jahr wieder nach Schweden zurückkehren und seine geliebte Linnea Carlotta heiraten kann. Doch das Glück der beiden weilt nicht lange: Nach der Hochzeitsnacht findet Erik, der schon vorher zu Wutausbrüchen geneigt hat, seine Braut tot und entstellt auf und wird daraufhin vor der Justiz in einem Irrenhaus versteckt. Als offizielle Version der Geschehnisse wird verlautbart, dass Linnea Carlotta von einem Rudel Wölfe getötet wurde. Daran zweifelt jedoch ihre Mutter und kontaktiert Jean Michael Cardell, der ein weiteres Mal in einem Kriminalfall ermittelt - diesmal zusammen mit Emil Winge - und eine ganze Reihe von dunklen Abgründen aufdeckt...
"1794" ist von Niklas Natt och Dag in einer guten und klaren, teils poetischen Sprache geschrieben, die des öfteren mit den grausigen Details nicht spart. Die Lesung von Philipp Schepmann und Louis Friedemann Thiele bringt diese in angenehmer Geschwindigkeit gut zur Geltung. Die Handlung ist gut konstruiert und abwechslungsreich aufgebaut. Das Buch braucht zwar eine Weile bis sich Spannung aufbauen kann - so wird auch beispielsweise erst gegen Ende von Eriks Bericht dessen Bedeutung für die spätere Handlung deutlich - ab diesen Moment will die Spannung jedoch nicht mehr nachlassen. Besonders zeichnet sich "1794" durch die detailreiche Beschreibung des Lebens im 18. Jahrhundert und insbesondere auch der grausamen Geschichte der Sklaverei aus. Hier wird deutlich, dass sich der Autor ausführlich mit dieser Zeit beschäftigt haben muss.
Im Gesamten kann "1794" überzeugen und lädt zu einer interessanten und spannenden Beschäftigung mit dem 18. Jahrhundert ein. Es ist jedoch auf die detailreichen Beschreibung der grausamen Geschehnisse hinzuweisen, die sicherlich nicht alle ansprechen werden.