Roman fernab jeglicher „Cosyzität“

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philipp.elph Avatar

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Schweden Ende des 18.Jahrhunderts. Der Gutsherr Drei Rosen legt Wert darauf, dass sein Sohn Eric standesgemäß heiratet. Erics Liebe zu Linnea Charlotta, Tochter eines Pächters, soll unterbunden werden, indem der strenge Vater seinen Sohn nach dem heutigen Saint-Barthélemy, einer Insel der Kleinen Antillen – damals eine schwedische Kolonie und Waren- sowie Sklavenumschlagplatz – schickt.

Doch die Liebesbeziehung hält und nach dem Tod des Vaters kehrt Eric nach Schweden zusammen mit einem seltsamen väterlichen Freund zurück, heiratet Linnea. In der Hochzeitsnacht wird Linnea im Ehebett ermordet. Vieles deutet darauf hin, dass Eric die Tat begangen hat und er verschwindet mit Hilfe des Freundes. Linneas Mutter glaubt jedoch nicht an die Version, die ihr über den Tod berichtet wird.

Und so kommt der Häscher und armamputierte Kriegsveteran Mikel Cardell, den wir bereits aus 1793 kennen, ins Spiel. Linneas Mutter bittet ihn herauszufinden, was in der Hochzeitsnacht wirklich geschah. Cardell macht sich, von der Polizeikammer autorisiert und entlohnt, auf die Suche nach der Wahrheit, stößt dabei auf Eric, der in einem Hospital ruhig gestellt und später noch grausamer behandelt wird.

Wir werden auf dieser Suche in die schmutzigsten und übelsten Ecken von Stockholm geführt, in denen die Menschen mit großer Härte hungernd ums Überleben und ein klein bisschen Würde kämpfen. Wir waten mit Cardell durch die Abfälle und Fäkalien der Stadt, erleben die Frechheit der Straßenkinder. Erfahren von der Arbeit der Hebammen in Gegenden, die wir heute Slums nennen, und anderswo.

Ein Roman fernab jeglicher „Cosyzität“, mit Brutalität gespickt, in einer Welt, in der Frauen wenig wert sind. Das ist die Gesellschaft der Unterdrückten und Ausgebeuteten, die Niklas Natt och Dag beschreibt. 1794 ist ein Sittengemälde mit zerlumpten Gestalten und besoffenen Kerlen im Stockholm jenseits des Bürgertums und dekadenten Adels. Zudem ist es ein Kriminalroman mit einem trostlosen Ende.

Wer das alles nicht scheut, liest mit 1794 eine spannende und gut recherchierte Geschichte aus einem gar nicht goldenen Zeitalter.