Der tiefe, ewige Atem, der das Leben gebiert

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owenmeany Avatar

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Dieses Buch hat mich echt geschafft, aber wie! Es ist alles ein bisschen „too much“ für mich. Ist der Klimawandel nicht schon bedrohlich genug, als dass man das noch mit wüsten Thrillerelementen aufmotzen muss? Naja, Schätzing kann das auch.

Ganz schön reißerisch springt einen dieses rotschwarze Titelbild mit den schreienden Großbuchstaben auf der Innenseite an – es klingt nach Zorn und Verzweiflung. Aber es ist ja auch schon zehn nach zwölf.

In atemlosen Sätzen schildert der Autor Szenen von unvorstellbarer Dramatik: kurze Sätze, kurze Kapitel mit dauerndem Kulissenwechsel, Cliffhanger am Schluss. Sein Handwerkszeug versteht er ja. Wie auf einer Achterbahn jagt er die Leser durch die Geschehnisse, actionreich werden die verschiedenen Handlungsstränge miteinander verzurrt. Nichts lässt er aus: religiöse Fanatiker, Rechtsradikale, Ausbeuter, Missbrauch, Flüchtlinge aus Afrika, Ökoterroristen. So richtig warm wird man mit keiner der Figuren, weil sie immer situationsbedingt handeln. Auch in die Schwangerschaft und die Trauer der Protagonistin konnte ich mich nicht so richtig einfühlen, der Schwerpunkt liegt auf dem Feldzug an sich.

Unterstellt, Richter möchte die Menschheit aufrütteln aufgrund unbestrittener Notwendigkeit: was für eine Lösung bietet er an? Im Grunde bleibt lediglich die Angst, die je nach Gemütslage in Resignation oder Gewalt mündet, weil er die Ursachen der Umweltzerstörung nur in den egomanischen Machthabern sieht. Ich hoffe auf andere Strategien.