Die nahe Zukunft als Thriller

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Normalerweise spielen diese Endzeitszenarien in einer ferneren Zukunft oder wurden durch extraterrestrische Ereignisse, einzelne gigantische Naturkatastrophen oder Hackerangriffe ausgelöst.

Das hier ist ein ganzes Stück realtistischer. Es spielt zwar in der Zukunft (hier gleich mal eine gute Nachricht: Corona wird erwähnt, ist aber in der Zukunft des Buches kein Thema mehr. Juhuuuu, wie schaffen diese schwere Zeit also!), aber die Welt verändert sich durch den Klimawandel.
Um diese Vorwarnungen zu hören, muss man nur die sozialen Medien aufrufen oder den Fernseher anschalten.

Es ist in diesem Buch jedenfalls soweit. Große Teile der Welt sind durch Hitze oder Überschwemmungen nicht mehr bewohnbar, Massenfluchten zählen fast noch zu den kleinsten Problemen.
Und trotzdem verstecken sich viele Präsidenten immer noch hinter "wir können doch nichts machen" oder "dann lassen Sie uns einen Vertrag mit Erfüllungsdatum in X Jahren festmachen" oder "aber das können wir nicht machen, die Lobbyisten werden die Finanzierung der Partei stoppen"...

In dieser aussichtslosen Situation gibt es viele einzelne, eher wenig beleuchtete oder unsymtathisch dargestellte Charaktere.
Auf der einen Seite ist da die Mutter der Hauptdarstellerin. Sie flieht mit ihrer kleinen Tochter vor ihrem alkoholkranken, prügelnden Ehemann in die Hände einer Sekte. In dem Gebäudekomplex in Polen wird sie gewungen, ihre Tochter in die Hände des Sektenführers zu geben. Herzzerreißend, aber nicht so richtig nachvollziehbar.

Dann beobachtet man eine Mutter mit ihrem halbwüchsigem Kind auf der Flucht nach Deutschland. Dieser Part ist super. Man fühlt mit der Mutter mit, die Szenenbeschreibungen sind ausreichend gut geschrieben, um die Fantasie anzustacheln ohne zu viel zu diktieren. Das Ziel der Reise: Jakob. Der Freund von Leela.

Leela ist die Hauptdarstellerin des Buches. Ihr Freund ist der legendäre Jakob, der beiden meisten Menschen, denen sie begegnet, eine erfürchtige Reaktion hervorruft. Er hat ihr Daten hinterlassen, die keine schöne Zukunft versprechen.

Sie trifft allerhand so oder so einflussreiche Leute und hofft auf Hilfe. Nebenbei muss sie noch einem Killer entgehen. Was halt so passiert, wenn man die Welt retten will.

Wie gesagt, die Wahl des Themas ist super. Die eingeflochtenen nebenbei-Infos ist klasse gelöst, die Richtigkeit der Daten habe ich nicht geprüft.
Diie Charaktere sind leider größtenteils nicht besonders sympathisch und nicht tief genug beschrieben, die Handlungen nicht immer nachvollziehbar.
Das nimmt dem Buch meiner Meinung nach die Luft aus den Segeln.