spannend und unterhaltsam

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
palatina Avatar

Von

Die Einordnung des Romans „2,5 Grad – Morgen stirbt die Welt“ von Noah Richter ist nicht ganz eindeutig: Es ist eine Mischung aus Krimi und Dystopie, gemischt mit einer Prise Humor.
Ein Killer wird darauf angesetzt, sensible Daten, die von einem Großkonzern gestohlen wurden, wiederzubeschaffen, koste es, was es wolle. Menschenleben nämlich. So stirbt direkt im ersten Kapitel der Glaziologe Jakob. Er hat diese Daten gestohlen. Sie sollen belegen, dass diese Großkonzerne (die so genannten „Black Seven“) in ihrem Streben nach maximalem Profit die Klimaerwärmung auf 2,5 Grad vorantreiben und die Erde damit dem Untergang preisgeben. Jakob wollte diese Informationen publik machen und die „Black Seven“ somit öffentlich diskreditieren. Aber noch schneller als der Killer ist ein Gletscherabbruch in der Antarktis ihn und die Forschungsstation tatsächlich unter sich begraben hat.
Aber wenigstens überlebt der Killer. Der hat nun nämlich ein anderes Ziel: Leela, die schwangere Freundin von Jakob. Vor seinem Tod ist es Jakob nämlich gelungen, die Daten an Leela zu mailen, die nach und nach begreift, um welch sensibles Material es sich handelt. Sie soll diese Daten – die auf einem Stick landen – zu Mackenzie bringen, einer Wissenschaftlerin und Ex-Freundin von Jakob. Tatsächlich gelingt es Leela unter Einsatz ihres Lebens Mackenzie zu finden. Da die Bundesregierung aber wenig Interesse an dem brisanten Material zeigt, schließen sich die beiden einer im Untergrund agierenden Öko-Bewegung an, um ein Kohlekraftwerk in die Luft zu sprengen. Dieser Plan wird jedoch verraten. Ab dann gibt es kein Zurück und aus den beiden werden Gejagte. Gemeinsam beschließen sie schließlich, dass diejenigen, die sie für den Tod von Jakob und für nichts weniger als die Klimakatastrophe verantwortlich machen, auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos sterben müssen.
Das klingt alles sehr dramatisch – ist es auch. Außerdem sehr spannend und dystopisch: Überflutungen, Gewalt, wochenlange Hitze – all das, was heute schon Realität ist, wird in diesem Roman wunderbar anschaulich weitergedacht.
Der Handlungsstrang von Leela (der Ich-Erzählerin) ist allerdings nicht der einzige. Daneben gibt es weitere Handlungsstränge, die aktuelle Phänomene aufgreifen und sie weiterspinnen, wie z. B. politische Ränkespiele (erfreulicherweise mit einer Frau als Bundeskanzlerin), die Machtübernehme durch Extremisten, die Instrumentalisierung der Massen, Flüchtlinge, die in ihrer Ausweglosigkeit Europa überrennen, vermeintliche Heilsversprecher, die sich als kranke Psychopathen entpuppen usw.
Neben all dieser Dramatik lockert Humor das Geschehen aber immer wieder auf. Das ist wirklich gute Unterhaltung. Auch wenn es am Ende etwas abstrus wird und das Geschehen den Eindruck vermittelt, als könne man einfach so ein Attentat verüben, wenn man nur die richtigen Kontakte hat. Egal. Das Buch ist auf jeden Fall lesenswert. Der Autor erlaubt sich nämlich das, vor dem manche vielleicht zurückschrecken: die Frage nach dem „Was wäre wenn?“ einfach mal weiterzuspinnen.