Unausgegorene Klima-Verschwörungs-Dystopie

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
murksy Avatar

Von

Endlich mal wieder ein Thriller mit realem Bezug zu einem wichtigen Thema. So der erste Gedanke. Der Beginn der Geschichte um eine Aktivistin, die einen Anschlag plant, lässt sich auch gut an. Es gibt einige Nebenzweige, die spannend sind und zum Thema passen. Flüchtlingswelle und Rechtspopulismus sind nur ein Teil davon. Im Laufe der Handlung lernt man einige Personen kennen, die Hauptfigur erzählt unnötiger Weise aus der Ich-Perspektive. Leider wird man weder mit der einen noch den anderen warm. Es entsteht eine seltsam distanzierte Beobachterposition für den Leser, der sich mit gängigen Klischees konfrontiert sieht. Da gibt es die bösen, korrupten Reichen (hier Black seven genannt, Industriefirmen, die der Autor mit realen Namen benennt, effekthascherisch, aber zu kurz gesprungen), dann die bösen, korrupten Politiker (die sich für eine Rettung in Übersee gerne bestechen lassen), es gibt die Moralisten und zu allem Überfluss einen psychopathischen Auftragskiller, der mit einer Mundharmonika aufspielt (etwas zu viel Hollywood für meinen Geschmack). Aus diesem Konglomerat entsteht also eine Weltverschwörungstheorie, die mit den Folgen des Klimawandels einhergeht. Lieber Autor, es sind nicht nur die kapitalistischen Industriellen, die den Klimawandel befeuern. Es sind wir alle. Dieser Aspekt des bequemen Konsumenten kommt zu kurz. Dafür wird aber auch noch eine Weltuntergangssekte und Öko-Nazis mit auf das Tablet gebracht. Witziger Sidekick: die rechte Undine von Broch klingt nicht nur namentlich so ähnlich, wie eine aktive Person einer rechten Partei dieses Landes. Der Autor verliert sich damit leider im Suppentopf des Allerleis. Andere Autoren haben dies mit mehr oder weniger Erfolg auch praktiziert. Was dem Roman fehlt, ist eine aussagekräftige Botschaft. Ein Anschlag um 400 Seiten pseudo-politisches Gehabe zu rechtfertigen? Die Aussage des Buches: der Klimawandel ist da und nicht zu bremsen. Richtig! Mit etwas mehr Authentizität würde man dem Autor auch folgen. Doch dieser Rundumschlag wirkt zu konstruiert. Die Panik der Menschheit in der nahen Zukunft angesichts der Klimafolgen, kommt zu kurz. Man kauft es dem Autor nicht ab. Die Daten zum Klimawandel lassen sich abrufen, das Ganze in eine spannende, bewegende Geschichte zu verpacken, ist etwas anderes. Das Buch rüttelt weder auf, noch regt es wirklich zum Nachdenken an. Für dieses wichtige Thema kam zu wenig dabei heraus. Schade, Chance verpasst. Und am Ende geht dem Autor sichtlich die Luft aus. Es wäre viel mehr drin gewesen.