Wenn man zuviel will ...

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heidersv Avatar

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... dann kommt dabei selten etwas Brauchbares heraus. Damit ist zu dem Buch 2,5 Grad von Noah Richter eigentlich schon alles gesagt. Er will zuviel. Aus der möglichen Klimakatastrophe wegen der CO2-Belastung der Luft ein Schreckensszenario zu entwerfen und eine tapfere Einzelkämpferin plus Helfern gegen bösartige Gegenspieler antreten zu lassen, mag ja zur Not noch gehen.
ABER: Noah Richter verbindet diesen wesentlichen Handlungsstrang zum Einen mit Flüchtlingen aus Afrika, dann noch mit den sog. Preppers, die sich -entgegen ihrer Prepper-Natur- für einen politischen Umsturz unter einer neofaschistischen Führerin zusammenschließen, und noch mit einem selbst ernannten Propheten/Guru, zu dem ausgerechnet die Mutter unserer Heldin samt Tochter/Schwester vor dem tyrannischen Ehemann/Vater flieht.
Als dann eben dieser Vater plötzlich Hellsehen kann, wird das aber nicht thematisiert. Nein, er weiß einfach, warum seine älteste Tochter nach Hause zurückkehrt und was sie bei ihm sucht. Er gibt es ihr, erklärt ihr sogar noch, wie man so ein Kraftwerk, aus dem er vor Jahren entlassen wurde und dessen Baupläne (!) er natürlich (!) noch besitzt, am besten sabotiert, will ihr sogar Zugang verschaffen, weil er noch von früher ein paar Leute kennt ... Mal ganz ehrlich: wer soll das glauben?
Schon vorher wurde die Story extrem unsinnig, da brechen tausende afrikanische Flüchtlinge aus einem italienischen Lager aus und ziehen zu Fuß durch Italien, werden schon vor Neapel vom Militär gestoppt. Doch sie sagen nur das Zauberwort "Germany" und die Soldaten freuen sich, sorgen für Nahrung und organisieren Eisenbahnzüge Richtung Deutschland. So ein Sch... mag ja an dumpfen Stammtischen und innerhalb einer deutschen Partei verbreitet werden, aber für einen Ökothriller mit Anspruch ist das einfach nur schlecht. Da nützen dann auch die netten Dankesworte an die "fridays for future" Bewegung im Nachwort nicht mehr.
Richtig schlimm wird dann die Geheimkonferenz der "Big Seven", die offensichtlich diese ganze Katastrophe leiten und lenken und irgendwie davon profitieren, die große Weltverschwörung. Aua aua aua!!! Diese 7 sind aber nur die Chefs der großen Erdölkonzerne -allerdings ohne China, Australien, Indien, Indonesien ... und die Kohleindustrie ist gar nicht dabei. Vielleicht hätte sich der Autor da mal vorher etwas schlauer gemacht.
Mit den geografischen und klimatischen Unsinnigkeiten beschließe ich diese Kritik: Ganz Deutschland versinkt wegen der Erderwärmung im Dauerregen, alles verfault, zudem müssen Hamburg und viele andere Küstenstädte wegen Überflutung vom Meer her aufgegeben werden. Die Niederlande müssen ebenfalls alle großen Küstenstädte aufgeben. Der Autor war wohl noch nie in Hamburg oder an der Nordsee: 7-8m höherer Wasserstand führt heute schon zu keinen Überflutungen, also was soll das? Die Niederlande sind in der Hinsicht noch besser aufgestellt.
Nein, wirklich, das Buch ist mehr als flüssig, es ist überflüssig.