Von Einer, die auszog das Matriarchat zu finden

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Friederike Oertel braucht Urlaub vom Patriarchat und sucht sich dafür Juchitán, die „Stadt der Frauen“, aus, von der sie schon viel gelesen hat, besonders in Büchern über das Matriarchat. Denn dort sind Frauen in der Öffentlichkeit sehr präsent, haben wirtschaftliche Macht und und verwalten das Familieneinkommen. Die Erbfolge ist matrilinear. Wie sieht das im Alltag wirklich aus und wie lebt es sich dort als Frau, in einem Land wie Mexiko?
Um dies herauszufinden bricht die Autorin auf. In Juchitán angekommen wird sie schnell mit Widersprüchen, Zweideutigkeiten und von ihr als tief patriarchal empfundenen Bräuchen konfrontiert, die sie zu immer weiteren Fragen und neuen Antworten führen.
Ihre Erlebnisse ordnet sie stimmig ein, indem sie Forschungsergebnisse und weltweite Entwicklungen zur aktuellen Lage von Frauen, aber auch grundsätzlich von Geschlechtsidentitäten übersichtlich und leicht verständlich schildert.
So ist es einerseits ein sehr persönliches Buch, bei dem man miterleben kann, wie sie sich mit ihren eigenen Ansprüchen an das Frausein und ihren verinnerlichten Verhaltensanpassungen ans Patriarchat auseinandersetzt, aber sich auch ansprechen und ermutigen lässt vom Verhalten der Frauen in Juchitán. Andererseits ist es eine sehr interessante und aufschlussreiche Lektüre, die mich zum Nachdenken anregte über gesellschaftliche Ansprüche an das Frausein und meine eigenen Schlussfolgerungen, die ich daraus gezogen habe.
Ein „Sowohl-als-auch“ durchzieht das gesamte Werk und bringt damit mehr als nur eine liebgewonnene, weil einfache Zweiteilung der Welt ins Wanken.