Schreibblockierte Autorin auf Mörderjagd

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fredhel Avatar

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Das Cover mit den Polarlichtern ist vorneweg schon mal ein Hingucker. Allerdings macht es wenig Freude, die Hauptperson Hannah Krause-Bendix, von Beruf Schriftstellerin mit hohen Ansprüchen, kennenzulernen. Sie ist zickig, alkoholabhängig und zudem schreibblockiert. Ein Anschlussbestseller lässt schon viel zu lange auf sich warten, als sie sich mit dem Star-Krimi-Autor Jorn Jensen auf eine Wette einlässt. Sie verspricht, innerhalb von 30 Tagen ebenfalls einen Krimi zusammenschustern zu können, weil das ja wohl keine Kunst sei.
Zu Inspirationszwecken fährt sie nach Island und gerät dort in eine Familientragödie. Der Neffe ihrer Gastgeberin wird ermordet. Dilettantisch, vorlaut, unsympathisch mischt sie sich in die polizeilichen Ermittlungen ein. Anfangs gefiel mir der Plot gar nicht, aber dann kam ich dahinter, dass Hannahs Auftreten zum Fremdschämen eigentlich seine witzigen Aspekte hatte, und von da ab war ich halbwegs mit der Erzählweise versöhnt. Allerdings lässt es sich nicht verhehlen, dass viel von dem isländischen Schreibstil mit seiner Langsamkeit und Düsternis auch in diesem dänischen Krimi abgefärbt hat. Die Auflösung bietet eine Überraschung, aber auch eine Steigerung an Tempo und Spannung. Man wird die Vermutung nicht los, dass Jenny Lund Madsen genau wie ihre Protagonistin Hannah den Plot nicht von Anfang an fertig hatte, sondern sich beim Schreiben zur Auflösung treiben ließ. Nach der Eingewöhnung hat mich das Buch noch gut unterhalten können, deswegen kann ich es mit kleinen Einschränkungen empfehlen.