Spannend, aber zu bemüht

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Hannah ist Schriftstellerin. Sie schreibt Literatur, hat Preise gewonnen, erreicht aber nur eine kleine Leserschaft, was sie nicht davon abhält ihre Nase ein Stückchen höher zu halten. Auf Autor*innen der Unterhaltung blickt sie herab, allen voran Jørn, einem bekannten Krimiautor. Sie lässt sich vor Publikum zu der Aussage hinreißen, dass jeder einen Krimi in einem Monat schreiben kann, so auch sie. Also wird sie von ihrem Lektor nach Island geschickt, um es zu beweisen. Bei Ella findet sie Unterschlupft. Wiederwillig beginnt sie mit dem Projekt, doch dann wird Ellas Neffe aus dem Wasser gezogen und sein Tod ist kein Unfall.
Nun ist Hannah nicht nur auf der Suche nach Inspiration, sondern will auch den Täter überführen. Dabei lässt sie kein Fettnäpfchen aus und eckt mehr und mehr an, doch aufgeben tut sie nicht.
„30 Tage Dunkelheit“ von Jenny Lund Madsen wurde ausgezeichnet, konnte mich aber nicht überzeugen. Eine Schriftstellerin als Protagonistin und Ermittlerin ist nichts neues, genauso wie der etwas hilflose Dorfpolizist. Nicht nur Hannahs Alkoholkonsum entspricht dem gängigen Klischee und die Wandlung, besser die Katharsis, die sie durchmacht, wirkt sehr bemüht. Hinzukommen einige Längen, die quasi zum Überspringen einladen. Manche Szenen waren gut konstruiert und am Ende war es durchaus spannend, aber auch einfach zu viel des Guten, als wolle Jenny Lund Madsen unbedingt mit einem actionlastigen Buch beeindrucken.
Die Auflösung des Falls hat mir gefallen, aber der Weg dahin war mitunter anstrengend und langwierig. Ich hatte öfter das Gefühl, dass dieser Krimi geschrieben wurde, um verfilmt zu werden. Positiv muss ich erwähnen, dass Frauen in vielerlei Hinsicht die Hauptrolle spielen und ich mag Bücher über das Schreiben, auch wenn viele Klischees bedient wurden.
Richtig gepackt hat der Krimi mich dennoch nicht und ich würde eher zu einem Buch von Romy Hausmann oder Melanie Raabe greifen, wenn ich einen richtigen Pageturner lesen möchte.