Zwischen Glückszahl und Lebensrealität

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wortteufel Avatar

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„6 aus 49“ ist kein Roman, den ich überblättere – obwohl er leise erzählt ist, ohne Dramatik in Plot oder Sprache. Aber genau das macht seinen Reiz aus. Die Sprache ist liebevoll, fast zärtlich im Tonfall, und doch ohne falsches Pathos. Kornmüller erzählt von Lina, der Großmutter der Erzählerin, als wäre sie ein Mythos aus Fleisch und Blut. Das Private wird groß, das Historische rückt ganz nah heran.

Die Verbindung aus Kindheitserinnerung, weiblicher Lebensrealität, Klassenfragen, Nazi-Zeit und einer Prise Ufo-Mystik funktioniert für mich – vor allem, weil es nicht auf Sensation aus ist. Es ist das Erzählen an sich, das trägt: zurückhaltend, mit klarem Blick, warm und leicht verschroben, ohne dabei belanglos zu werden.

Ich glaube, dieser Text würde mir gefallen – nicht als Pageturner, sondern als ein Buch, das ich gern stückweise lese, mit Stift in der Hand. Sprachlich finde ich es gut beobachtet, originell in der Perspektive und atmosphärisch dicht. Die Figuren, allen voran Lina, sind vielschichtig, präsent, aber nicht überstilisiert.

Für alle, die Lebensgeschichten lieben, bei denen sich das Kleine mit dem Großen verwebt – poetisch, eigen, und mit einem Herz für schräge Details.