„Glück fliegt zu, wer weiß, warum.“

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Jaqueline Kornmüllers neuer Roman „6 aus 49“ liegt hier neben mir während ich meine Gedanken in eine Rezension fassen möchte und selten war es mir so wichtig, die richtigen Worte für einen Leseeindruck zu finden.
Es liegt mir bei diesem Buch ganz besonders am Herzen, zu erklären, warum es mich so stark berührt, begeistert und beeindruckt hat und warum ich es ab sofort zu meinen liebsten Büchern zähle.
Jaqueline Kornmüller setzt mit diesem Roman ihrer Großmutter ein literarisches Denkmal. Wir begleiten Lina von ihrer Kindheit in bedrückendster Armut zu Beginn des letzten Jahrhunderts entlang ihres Weges bis zum selbstgeführten Hotel, durch das Grauen des 2. Weltkriegs und das Leben danach. Dabei betrachten wir Lina durch die Augen der Ich-Erzählerin, ihrer Enkelin. Und werden so Zeugen einer großen Liebe zwischen der Großmutter und ihr, werden Zeugen echter weiblicher Solidarität zwischen Wahlschwestern sowie Zeugen gelebter Resilienz und des großen Glücks, die Fügungen im eigenen Leben als Glück zu betrachten.
Für mich war es zu allererst Cover-Liebe auf den ersten Blick. Kat Menschiks Buchgestaltung ist auch dieses Mal so schön, dass man sich den Umschlag einrahmen möchte.
Wenn es ginge, würde ich mir auch Jaqueline Kornmüllers Schreibstil als Lieblingskunst an die Wand hängen.
So flüssig und vertraut kamen mir die Worte vor, als würden wir uns schon Jahrzehnte kennen. So entsteht ein glasklares Bild der Geschichte. Beschreibt sie die Abgründe des Lebens und der Ereignisse des letzten Jahrhunderts, so gelingt ihr das derart treffend, dass es wahrer als wahr und so erschütternd für sich steht wie es sich zugetragen hat. Das trifft insbesondere für das Unrecht, das der Familie Staakmann angetan wurde, zu. Diese Passagen werde ich wohl nie wieder vergessen.
Aber auch die Höhen des Lebens und auch alles, was zwischen den Gipfeln und Tälern liegt, fasst die Autorin beeindruckend in Worte und das stilistisch mit einem hohen Wiedererkennungswert. Besonders in Erinnerung bleiben werden mir die Pseudonyme, die sie für Ortschaften, Personen und charakterliche Archetypen nutzt, diese empfand ich jeweils als überaus treffend und klug gewählt. Was für ein wunderschönes literarisches Denkmal für Lina! „Ihr Lachen ist wie eine Glocke“ und „Glück fliegt zu, wer weiß, warum.“
In „6 aus 49“ ist kein Wort zu viel oder zu wenig. Lest und seht selbst, klare Empfehlung von meiner Seite. 🍀