Tolle Frau

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manjula Avatar

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Jacqueline Kornmüller erzählt vom Leben ihrer Großmutter Lina und von ihrer sehr engen Beziehung zu dieser. Lina hat sich aus ärmlichsten Verhältnissen zur Hoteleigentümerin hochgearbeitet. Die Erzählung beginnt wirklich interessant und facettenreich, mit der harten Jugend der Großmutter. Lina wird als ganz außergewöhnliche, anziehende Persönlichkeit geschildert, bleibt aber trotz der wortreichen Beschreibung etwas eindimensional. Ihr (kompliziertes) Verhältnis zur Liebe ihres Lebens, zu ihrer Tochter, zur engen Freundin Maria, die im Buch "Schwester" genannt wird, und selbst, wie Lina mit dem langersehnten Lottogewinn umgegangen ist, als er endlich da war - all das wird angerissen, aber nicht wirklich unterlegt; viel verpufft. Auch der sozialkritisch daherkommende Einstieg mit Linas Aussage "So eine Armut, wie ich sie als Kind erlebt habe, gehört verboten" wird nicht weiter verfolgt; nur ganz zum Schluss werden ein paar zeitkritische buzz words eingestreut, letztlich ohne Substanz. Die kurzen lakonischen Sätze gefallen mir gut, die vielen knapp aufeinander folgenden Begriffsdopplungen hinterlassen für mich aber den Eindruck, dass die Autorin sich nicht wirklich um einen abwechslungsreichen Stil bemüht hat. Das Buch liest sich schnell weg, es bleibt aber leider auch nicht übermäßig viel davon hängen. Was sehr schade ist, denn mein erster Eindruck war, dass die Geschichte sehr viel Potential hat - Lina war offenbar eine beeindruckende Frau. Das von Kat Menschik gestaltete Cover ist (wieder einmal) großartig.