Über die kleinen Glücksmomente im Leben

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jannehanne Avatar

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Zugegeben, das Cover hat leider dazu geführt, dass ich das Buch anfangs völlig übersehen hab. Sah es für mich irgendwie nach IKEA, Fußball und Glücksspiel aus. Erst durch die positiven Leserstimmen bin ich doch neugierig geworden.
Vordergründig erzählt Jaqueline Kornmüller vom Leben ihrer Großmutter Lina, die aus einfachsten Verhältnissen stammte und mit viel Fleiß und Lebenstüchtigkeit ein Hotel in Garmisch-Partenkirchen führte. Daneben besaß sie eine große Gabe - das Glück zu sehen und beim Schopfe zu packen. Es hat etwas Berührende, mit wieviel Wärme und Respekt diese Großmutter beschrieben wird.
"In meinem Leben war Lina sicherlich mein persönlicher Sechser im Lotto. Vor allem, weil sie etwas Liebevolles, etwas Konstanten und zugleich etwas Irrlichterndes hatte. Das Irrlichternde war kostbar, weil sie dadurch den Raum zur Verfügung hatte, den andere in sich verschlossen hatten."(S.114)
Doch "6 aus 49" ist mehr als eine reine Familienchronik. In der Metabene behandelt Kornmüller auf eine leise Weise auch den Umgang der Deutschen mit ihrer eigenen Vergangenheit und braunen Historie.
Die verwendeten Ausdrücke haben manchmal etwas Verspieltes und Leichtes. Wenn Beziehungen kompliziert bzw. komplexer sind, schafft die Autorin durch Benennungen wie "Tochter von Lina" (für ihre Mutter) oder "Bindestrich" (für Garmisch-Partenkirchen) eine eigenwillige, fast schon poetische Distanz.
Für mich war es ein Buch mit feinen Zwischentönen, das etwas Helles und Lebensbejahendes hat. Ich empfehle das Buch gerne allen weiter, die Geschichten über Familie und die kleinen Glücksmomente im Leben mögen.