Heringe und mehr

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Der Roman 60 KILO KINNHAKEN von Hallgrímur Helgason beschreibt den fiktiven isländischen Ort Segulfjördur, in dem der Heringsfang ab 1902 zu ungeahnten Veränderungen führt.

Eigentlich ist Segulfjördur ein eher verschlafenes Nest, bis der Heringsfang in großem Stil anläuft, bei dem auch Schiffsbesitzer mit ihren Mannschaften aus anderen nordischen Ländern in den Fjord kommen, um einen Teil vom Kuchen abzubekommen. Einerseits lockt das große und schnelle Geld, andererseits kommt es aber auch zu Problemen bei dem rapiden Bevölkerungsanstieg, der in den Sommermonaten stattfindet, denn es hält nicht nur der Fortschritt Einzug, sondern auch mitunter Gewalt und Krankheiten. Und mitten unter ihnen der gerade erwachsen gewordene Gestur, der alles mit großem Interesse aufsaugt und dabei auch schon mal ins Straucheln kommt.

Die große Zeit der Heringsströme und der entsprechende Fischfang, verbunden mit den Neuerungen der Welt, ist gut beschrieben, manchmal auch in ziemlich rustikalen Worten. Trotzdem konnte mich das Buch leider nicht fesseln, obwohl ich den Ort und die Geschehnisse durch eigene Islandbesuche direkt vor Augen hatte. Ich fühlte mich leider immer nur als außenstehender Beobachter und konnte mich selten direkt in die Personen rund um Gestur hineinversetzen. Trotzdem eine interessante Beschreibung der jährlichen Heringssaison und dem entsprechenden damaligen Leben.