Vom Donnerbalken zum Düsenantrieb

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carola Avatar

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„In weißschäumenden Bächen rann den Bergen der Schweiß, und dann begann es zu regnen“.

Du schlägst die Seiten des Buches auf und wähnst Dich in einem belletristischen Ameisenhaufen.

Unaussprechliche Orte und Namen wie Eyrarfjördur, Upphædir oder Syslumadur wimmeln durcheinander und Du bist unschlüssig , ob Du diesem Buchstabengewimmel nicht mit dem Zuknallen der Buchdeckel Einhalt gebieten solltest.

Doch da schält sich der Name des Protagonisten heraus. Gestur ist ein junger Isländer, der durch eine Schneelawine entheimatet und bis in eine ärmliche Torfkate am Magnetfjord geweht wurde. Hier lebt er mit äußerst skurrilen Gestalten von fragwürdiger Familien-Abkunft unter einem Dach, deren Versorgung schwer auf seinen Schultern lastet.

Da bricht das 19.Jahrhundert über ihn und die Seinen herein. Dieses Hereinbrechen ist eher ein hineinschwimmen, denn vor dem Fjord tummelt sich der Hering. Der etwas behäbige Isländer wird aus dem Stand vom Donnerbalken in ein donnerndes Düsenflugzeug katapultiert.
Denn mit dem Fisch sind Glücksritter und Geschäftsleute aus Norwegen, Dänemark und sogar Deutschland in die Fjorde gekommen.
Im Schlepp haben sie trinkfeste Männer mit fliegenden Fäusten, Unmengen an Alkohol, Lust auf isländische Frauen und natürlich den Fortschritt.

Der isländische Schriftsteller Hallgrimur Helgason, schon wieder so ein Zungenbrecher, erzählt wortgewaltig und überaus amüsant vom Leben in dem kleinen fiktiven, isländischen Ort Segulfjödur.

Ein lebensgieriges Babel entsteht vor den Augen der Leser und das heute noch verfrorenste Volk der Welt bekommt Besuch vom nächsten Jahrhundert.

Stolze 668 Seiten wollen gehalten und gelesen werden. Längen? Gibt es nicht. Ich möchte keine einzige Zeile dieses wunderhumorigen Buches missen.

„Man kann Menschen zu vielem bringen, am besten aus dem Konzept“