Enttäuschend

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Das Buch ist sehr enttäuschend, weil Sybille Ruge eigentlich schreiben kann und einen recht flotten Schreibstil hat. Das heißt, dass sie alle Voraussetzungen erfüllt, um gut schreiben zu können, aber sie tut es einfach nicht, denn das, was sie hier inhaltlich abliefert, ist ein absolutes No-Go und wirkt vielmehr als „Ich muss bis zur Deadline unbedingt noch etwas Gescheites schreiben, weil mein Verleger zu sehr nervt“-Erguss. „Ein Kopf in einer Plastiktüte“ wirkt natürlich als ein solider Aufhänger und lässt vermuten, dass ordentliche Ermittlungen geführt werden, die den Leser fesseln, doch es passiert nichts dergleichen und die Story ist derart absurd, dass der Eindruck entsteht, dass sich die Protagonisten nur im Kreis drehen und Seiten nur mit sinnlosen Dialogen gefüllt werden, die oft darauf hinauslaufen, dass alle unglaublich scharf auf die äußerst unsympathische Hauptfigur „Eve“ sind, sowohl Männer als auch eine Frau und Eve ist nur damit beschäftigt sich alle vom Hals zu halten und ihnen blöde Sprüche an den Kopf zu werfen.

Dabei wohnt sie bei einem reichen Pärchen und echauffiert sich ständig über das Verhalten der reichen Dame Helena oder ihrer Kinder, die die Autorin ständig als die „Sanfte“ und die „Strenge“ betitelt. Immer wieder wird lapidar erwähnt, dass die Opfer in Drogengeschäfte verwickelt sind, aber auf die Details wartet man vergebens, denn alles bleibt so schwammig erzählt und die Autorin nimmt sich immer wieder gerne Zeit für Nebensächlichkeiten wie die häufige Erwähnung, dass die Hauptfigur einen Tripper hat. Wieso sollte das relevant für diese Geschichte sein? Genauso wie die anderen sexuell aufgeladenen Textpassagen, die so fehl am Platz wirken, als ob die Autorin es unbedingt nötig hätte, die Aufmerksamkeit um jeden Preis zu erregen. Es wäre jedoch besser gewesen, wenn sie sich mehr auf die Morde konzentriert hätte, ohne ständig die Figuren darüber spekulieren zu lassen. Die Handlung stockt und kommt einfach nicht voran. Man kann schon fast sagen, dass ein Krimi oder ein Thriller der Autorin einfach nicht liegt und sie eher einen Liebesroman à la Shades of Grey schreiben sollte. An sich ist daran nichts Verwerfliches und sie findet sicher ihr Publikum, aber wenn man einen spannenden Thriller oder Krimi erwartet und dieses Buch liest, dann ist die Enttäuschung verständlicherweise sehr groß. Auch die Auflösung ist ziemlich schwach. Das Buch ist insgesamt leider nicht zu empfehlen.

Was übrigens noch sehr genervt hat, war die Tatsache, dass die Autorin es nicht für nötig hielt ihren Text in Kapitel zu unterteilen und alles nur in einem Fließtext geschrieben wurde. Es mag vielleicht für die Autorin einfach gewesen sein, alles, was ihr einfiel auf diese Art loszuwerden, aber es war nicht unbedingt leserfreundlich und es hat sich letztendlich auch gerecht, denn wenn sich Sybille Ruge die Mühe gemacht hätte, ihr Buch in Abschnitte zu teilen, wäre ihr sicherlich aufgefallen, dass so wie das Buch jetzt ist, es einfach nicht funktionieren kann. Man muss sich die Frage stellen: „Worauf will man mit diesem Buch eigentlich hinaus?“ Und je früher man sich diese Frage im Schaffensprozess stellt, desto schneller erkennt man die Schwächen in der Handlung.