Ein Tanz zum Schein

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suewid Avatar

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„A Dance of Lies“ von Brittney Arena fällt zunächst direkt durch sein wunderschön gestaltetes Cover ins Auge. In intensiven Tönen wird hier ein Buntglasfenster dargestellt, das, wenn man es näher betrachtet, bereits seine eigene Geschichte erzählen kann durch die vielen kleinen Elemente.
Besonders beeindruckt hat mich die liebevoll veredelte Buchschnittgestaltung, die dem Buch einen kostbaren Rahmen verleiht – ich muss gestehen, ich war auf Anhieb hingerissen.

Zum Inhalt:
Vasalie, einst das Kleinod von König Illian, galt als außergewöhnlich begabte Tänzerin und stand im Zentrum der Aufmerksamkeit. Doch eine hinterhältige Intrige beraubt sie plötzlich all ihrer Möglichkeiten. Nach zwei Jahren der Gefangenschaft erhält sie vom König ein einmaliges Angebot, das sie nicht ablehnen kann: Für ihre Freiheit soll sie die Versammlung der Königreiche infiltrieren und im Auftrag des Königs heikle Aufgaben erfüllen. Stück für Stück offenbart sich ihr dabei das ganze Ausmaß der Verstrickungen, bis Vasalie schließlich vor der Entscheidung steht, was sie wirklich will.

Mein Resümee:
„A Dance of Lies“ hat mich gleichermaßen gefesselt und frustriert – und genau das macht es so schwer, ein einfaches Fazit zu ziehen.
So verwendet die Autorin eine bildhafte Sprache, die einfach nur das Kopfkino bei den Lesenden anregen muss. Besonders in den kraftvollen Tanzszenen, die mit viel Liebe zum Detail beschrieben sind, erschafft sie eine mitreißende Immersion. An diesen Stellen, wünscht man sich einfach eine Verfilmung des Buches.
Doch abseits dieser Glanzpunkte offenbaren sich Schwächen, die meinen Lesegenuss getrübt haben. Die Figuren, allen voran die Nebencharaktere, bleiben in ihren Konturen oft schablonenhaft und eindimensional. Zwar wirken sie an sich sympathisch, doch es fällt schwer, sich von ihnen in den Bann ziehen zu lassen oder wirklich mit ihnen mitzufühlen.
Die angedeutete Liebesgeschichte war zwar schön, hätte meiner Meinung nach aber deutlich mehr Raum verdient, um sich voll entfalten zu können – das allein hätte dem Buch schon mehr emotionale Tiefe gegeben.
Zudem verliert sich die Autorin stellenweise in Nebensträngen: Politische Machtspiele und die Vielzahl an Königshäusern machen den Plot unnötig unübersichtlich.

Beworben wird der Roman als Romantasy, also als Mischung aus Romantik und Fantasy, was bei Fans große Erwartungen aufkommen lässt.
Leider muss ich hier anmerken, dass der eigentliche Fantasy-Anteil verschwindend gering ist.
Auch von den angekündigten Love-Triangle-Vibes habe ich beim Lesen nichts gespürt. Für mich wirkt diese Werbung schlicht irreführend, besonders für LeserInnen, die das Buch gerade wegen dieser Genre-Versprechen in die Hand nehmen.

Trotz meiner Kritikpunkte habe ich das Buch gerne gelesen.
Frau Arenas einfühlsamer und angenehm fließender Schreibstil erschafft eine liebevolle ausgestaltete Welt.
Besonders gelungen fand ich, wie der Tanz nicht nur als Motiv, sondern fast schon als stille zweite Hauptfigur präsent ist und dem Roman eine fast magische Leichtigkeit verleiht.
Die Autorin bringt interessante Ideen und einige sympathische Figuren ins Spiel, doch es gelingt ihr nicht immer, den Faden gekonnt wieder aufzunehmen und die Geschichte zu Ende zu denken. Daran merkt man vielleicht, dass es ihr Debütroman ist und sie noch größeres Entwicklungspotenzial hat. Vielleicht schafft sie es mich mit einer möglichen Fortsetzung vollständig zu überzeugen.

Schlussendlich empfehle ich diesen Roman all jenen, die sich nach einer leichten Liebesgeschichte sehnen. Wer es schafft die Schwächen des Romans zu verzeihen, wird in diesem Debüt sicherlich einige berührende Lesemomente finden.