Solides Debüt, bei dem mir Tiefe und Spannung in der ersten Hälfte fehlen
Vielen Dank an den Klett-Cotta Verlag und Vorablesen, die mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben. Meine Meinung ist davon jedoch unabhängig.
Ich bin ehrlich: dieses Buch ist eins der schönsten, das ich besitze. Dieses Cover mit der Glitzerfolie? Der blumige Farbschnitt? Der geprägte Einband? Ein Lesebändchen? Die bedruckten Innenklappen? Einfach wow.
Natürlich hat mich das Buch aber auch inhaltlich angesprochen. Grob gesagt geht es um Vasalie, die ehemals die Tänzerin des Königs war, bis er sie hat unschuldig in den Kerker sperren lassen. Nach 2 Jahren Gefangenschaft, die bei Vasalie zu unheilbaren körperlichen und psychischen Schäden geführt haben, lässt er sie wieder in den Palast holen: durch ihre tänzerischen Fähigkeiten soll sie eine Spionage-Mission für ihn durchführen. Gelingt ihr dies mit Erfolg, wird er ihr die Freiheit gewähren.
Also: Fantasy. Tanzen. Eine chronisch kranke Protagonistin. Das klingt nach einem perfekten Buch für mich – liebe ich doch selber das Tanzen, und kenne das Leben mit chronischen Schmerzen. Und das Buch hat auch einen wirklich guten Start. Vasalie wird aus dem Gefängnis befreit, ihr wird der „Deal“ vorgeschlagen, und ihr Training beginnt. Sie fängt an, wieder zu leben und zu tanzen. Dann beginnt das Treffen der Königshäuser und Vasalie kann sich unter die Tänzer schmuggeln und mit auftreten.
Es bahnen sich verschiedene Liebschaften an und es geht viel um Intrigen. Und da fängt das Buch für mich an, sich in die Länge zu ziehen. Das Worldbuilding war für mich nicht stark genug, dass ich so richtig die Politik verstanden habe, und somit auch nicht so richtig die Konflikte zwischen den verschiedenen, ineinander verschwimmenden Königreichen.
Die ganze Zeit habe ich auf die Magie gewartet, die für mich zu einem Fantasybuch dazugehört. Stattdessen wirkte es für mich eher wie ein Mittelalterbuch, in dem die Protagonistin ständig irgendwelche Side Quests durcharbeitet, und man nicht so richtig weiß, was überhaupt ihr Ziel ist. Zum Ende hin merkt man schon, was für Kräfte hier am Spiel sind – ich hätte mir trotzdem mehr gewünscht.
Und ich glaube, dieses Gefühl beschreibt mein Leseerlebnis eigentlich sehr gut: da war noch mehr Potential, das nicht ausgeschöpft wurde.
Es gab eine spannende Protagonistin mit einer verzwickten Hintergrundgeschichte und es gibt auch mehrere potentielle romantische Beziehungen mit Charakteren, aber so richtig am Mitfiebern war ich da nicht. Es passieren immer wieder spannende Dinge, vor allem am Ende, aber zwischendrin wird es langatmig – und es sollte die Kunst bei Fantasy sein, auch die weniger actionreichen Szenen mit Spannung zu füllen. Der Schreibstil war gut, ich habe es gerne gelesen aber zwischendurch hätten es noch mehr detaillierte Beschreibungen bezüglich des Worldbuildings sein können.
Ich hoffe, dass die Autorin im 2. Band (denn ja, es ist eine Dilogie – das hätte man aber vielleicht kommunizieren sollen, ich habe es zufällig über den Instagram-Account der Autorin erfahren) es schaffen kann, mehr Spannung und Tiefe aufzubauen.
A Dance of Lies ist ein solides Debüt, und das spannende Ende hat in mir genug Interesse geweckt, dass ich mir den 2. Band zumindest anschauen werde (wann auch immer er erscheint). Trotzdem sind bezüglich Spannung, Charakterisierung und Worldbuilding noch Schwachstellen zu finden, und ich lande bei einer Bewertung von 3.5 Sternen.