Feministisches "Game of Thrones" mit keltischem Einschlag

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gletscherwoelfchen Avatar

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Einst erblühte das Königreich Tìr Teine im Süden Erisocias in voller Pracht. Das Matriarchat verhalf Tìr Teines Drachen zu einzigartiger Stärke und das Feuer des Reiches brannte lichterloh. Doch seitdem es vor Jahrzehnten in die Hände von Männern fiel, wird alles Magische zunehmend verteufelt, die Drachen von Tìr Teine stehen kurz vor dem Aussterben. Als nach langer Zeit die junge Aemyra das Licht der Welt erblickt, verspricht ihre unbändige, mächtige Feuermagie erstmals wieder Hoffnung. Aber der Weg zum Thron und zur Regentschaft ist von zahlreichen Hindernissen und Gefahren gesäumt...

Nach einem Blick auf das Cover sowie die umfassende Karte im Innenteil habe ich zunächst mit orientalisch, südländisch angehauchter Fantasy gerechnet. Bereits auf den ersten Seiten wurde ich dann allerdings eines Besseren belehrt: "A Fate Forged in Fire" besticht durch einen keltisch geprägten Einschlag. Das Setting entspricht einer mittelalterlichen Szenerie und wird durch gälisch klingende Namen sowie einzelne Vokabeln aus dieser Sprachgruppe ergänzt. Was im ersten Moment vielleicht ein wenig befremdlich wirkt (gerade die verschlungenen Namen haben es mir zunächst schwer gemacht), trägt im Verlauf des Buches gerade dazu bei, eine atmosphärische Szenerie zu schaffen. Und an die schwierigen Namen hat man sich auch schnell gewöhnt. Schon bald hatte mich so das Worldbuilding Erisocias schnell für sich vereinnahmt. Ich bin begeistert davon, wie gut durchdacht der Weltenaufbau hier ist, wie er über den Schauplatz Tìr Teines hinausgeht und weitere Königreiche sowie deren Geschichten thematisiert.
In Kombination mit der umfassenden, detaillierten und oft auch überraschenden Storyline, die neben dem Streben nach Macht unter anderem auch matriarchale (bzw. in der Zeit, in welcher die Handlung spielt, vor allem aufkommende patriarchale) Strukturen, Religion, majestätische Drachen und prickelnde Enemies-to-Lovers beinhaltet, habe ich mich so oft an "Game of Thrones" und das dazugehörige Prequel erinnert gefühlt. Und das ausschließlich positiv - obgleich "Game of Thrones" ja doch eine Hausnummer ist. Aber der Umfang, die Detailverliebtheit - ohne überladen oder gar langweilig zu wirken - und die spannenden oder überraschenden Wendungen haben Worldbuilding und Storyline für mich zu einem echten Highlight gemacht.

Wäre da bloß nicht die etwas gewöhnungsbedürftige Protagonistin Aemyra gewesen. Denn diese empfand ich unheimlich oft als arrogant und naiv. Passend zu den angepriesenen matriarchalen Strukturen hätte ich mir so sehr gewünscht, eine besonnene, starke und ehrliche aufstrebende Herrscherin anzutreffen. Aemyra hatte zwar ihre Ecken und Kanten, was ich grundsätzlich für die Figurenentwicklung als sehr positiv empfinde, handelte darüber hinaus allerdings erschreckend häufig nicht ganz durchdacht. Immer wieder erschien es mir, als würde ihre gesamte Persönlichkeit nur auf ihrer Machtposition beruhen.

Insgesamt empfinde ich "A Fate Forged in Fire" allerdings als einen guten Dilogieauftakt und werde den nächsten Band sicherlich im Auge behalten. Diese Welt hat einfach unheimlich viel Potential - möglicherweise folgt ja bald eine weitere Buchreihe, die in Erisocia spielt?
4,5/5 Sterne