Potenzial nicht ausgeschöpft

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✨ Da ich Hazel McBride schon lange auf Social Media folge, habe ich dem Release von A Fate Forged in Fire monatelang entgegen gefiebert. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen. Drachen und eine Story inspiriert von keltischer Mythologie klang genau nach meinem Geschmack. Außerdem versprach die Autorin eine queere Protagonistin, female rage und eine Welt, die im Ursprung ein Matriarchat ist. All das, was angekündigt wurde, haben wir bekommen, aber es war für meinen Geschmack bei weitem nicht so gut umgesetzt, wie ich es mir erhofft hatte.

📖 Der Anfang fühlte sich sehr aufgesetzt und erzwungen an: direkt in der ersten Zeile erfahren wir, das unsere Protagonistin (auch) auf Frauen steht (was fein ist, aber sich zu sehr on the nose anfühlte) und die Gespräche mit ihrem Zwillingsbruder fühlten sich unnatürlich an (à la „wir leben ja jetzt schon 10 Jahre hier, weil wir aus unserer alten Heimat flüchten mussten“, also so wie man nicht mit einer Person spricht, die bei den Ereignissen dabei war, sondern so wie man für ein Publikum spricht).

👩🏻 Unsere Hauptfigur Aemyra ist wild, sturköpfig und manchmal sehr impulsiv, aber hat ein großes Herz für ihre Mitmenschen und legt viel Wert auf Gerechtigkeit. Ich fand dies manchmal etwas anstrengend, aber an einer Stelle vergleicht Aemyra sich mit anderen Frauen im Reich, die in einem Patriarchat mit strengen religiösen Regeln aufgewachsen sind und überlegt, ob sie auch vom Charakter zurückhaltender wäre, wäre sie so aufgewachsen. Das hat mich auf jeden Fall zum Nachdenken angeregt. Spielt mir hier vielleicht auch selbst unsere gesellschaftliche Ansicht wie Frauen sich zu verhalten haben, einen Streich, weswegen ich die starke Aemyra als „zu viel“ empfinde?

📚 Das Buch enthält vorne einen Aussprache-Guide, aber keinerlei Erklärung für die gälischen Wörter. Das hat mich sehr gestört, denn diese werden auch beim Auftauchen in der Geschichte kein bisschen erklärt, so als würden wir alle Gälisch sprechen, oder als würden sich diese aus dem Zusammenhang ergeben - was sie leider nicht tun. Außerdem kommen gerade am Anfang sehr viele Personen vor und es fiel mir schwer, den Überblick zu behalten.

🤴🏻 Der MMC konnte mich auch nicht überzeugen. Zu Beginn ist er aus meiner Sicht eine wandelnde red flag und es passiert für meinen Geschmack zu wenig, womit er sich wieder sympathischer machen könnte. Einzig positiv fand ich, dass wir hier echtes Enemies to lovers haben, denn die beiden Hauptfiguren können sich einen Großteil der Geschichte wirklich nicht ausstehen.

⚔️ Die Idee, dass in diesem Teil der Welt eigentlich ein Matriarchat herrscht und nur die letzten Jahrzehnte in den Hintergrund getreten ist, weil es keine weiblichen Kinder in der Thronfolge gab, was sich eine männlich orientierte Religion zunutze gemacht hat, fand ich sehr interessant. Die Kritik an unserer Gesellschaft wurde deutlich, aber ich hatte mir auch hier ein bisschen mehr erhofft, also z.B. warum das Matriarchat besser ist und nicht ein einfaches „so war es schon immer und deswegen wollen wir das zurück“.

🐉 Wie es für eine Dilogie zu erwarten war, endet dieses erste Buch auf einem Cliffhanger, aber ich bin noch sehr unentschlossen, ob ich beim Erscheinen des zweiten Buchs weiterlesen werde.