Toller Auftakt

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mondscheinsonate Avatar

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Aemyra arbeitet in der Schmiede ihrer Familie oder unterstützt gelegentlich ihre Mutter bei ihrer Tätigkeit als Heilerin. Ihre magischen Fähigkeiten setzt sie kaum ein, denn nur ihr engstes Umfeld weiß, dass Aemyra im Besitz mächtiger Feuermagie ist und als erste Frau nach langer Zeit Anspruch auf den Thron von Tìr Teine erheben kann. Seit hundert Jahren wird dieser von Männern besetzt, welche auf ihrer Herrschaft beharren. Und so muss Aemyra sich versteckt halten, bis sie ihren eigenen Herrschaftsanspruch verkünden und das Matriarchat in Tìr Teine wieder stärken kann. In ihrem Kampf um den Thron gerät Aemyra jedoch in unzählige Intrigen, Komplotte und Gefahren, die sie fast alles kosten. Und dann wird sie auch noch in eine Zweckehe mit Prinz Fiorean gezwungen, dem sie einerseits den Tod wünscht und den sie zugleich immer mehr begehrt …

Aemyra ist eine mutige Protagonistin, die mit Feuer im Blut und Leidenschaft im Herzen dem Subgenre des Female Rage alle Ehre macht. In Tìr Teine verschieben sich die Machtstrukturen zunehmend in Richtung des Patriarchats und infolgedessen leiden besonders Frauen unter der Unterdrückung und den Ungerechtigkeiten dieses Gesellschaftssystems. Während Aemyra bereits zu Beginn des Buches ihre Wut gegenüber diesem Missstand deutlich macht, erlebt sie im Laufe der Handlung am eigenen Leib, welchen Repressionen und welchem Leid Frauen ausgesetzt sind. Dies geschieht vor allem durch einen religiösen Machtmissbrauch, bei dem die Frauen bis in die intimsten Bereiche ihres Lebens gedemütigt und kontrolliert werden.
Eingebettet wird dieses Gesellschaftssystem in eine Fantasywelt mit Drachen, in der die Protagonistin selbst über Feuermagie verfügt - ein Element, das sinnbildlich wohl am besten zu der Thematik des Female Rage passt. Sobald Aemyra ihre Magie entfesselt oder zu ihrem Schwert greift, hofft man, dass sie die zahlreichen Antagonisten des Buches erfolgreich niederringt. Allerdings sind nicht alle Figuren schwarz-weiß gezeichnet, es gibt Raum für Grauzonen auf beiden Seiten dieses Kampfes um die Herrschaft in Tìr Teine.

Das Wordbuilding ist komplex und kann durchaus mit Büchern der High Fantasy mithalten. Allerdings waren gerade zu Beginn die vielen fremden Namen verwirrend für mich und ich brauchte einen Moment, um in die Handlung zu finden.

Die Beziehung zwischen Aemyra und Fiorean hat mir wirklich gut gefallen. Enemies-to-Lovers wurde hier von der Autorin ernst genommen und man weiß nicht, ob die beiden sich beim nächsten Treffen umbringen oder ihrer Leidenschaft auf andere Art nachgeben.
So wurden bekannte Elemente der Romantasy mit feministischen Themen zu einer Handlung verknüpft, die mich gleichermaßen gefesselt, erschüttert und begeistert hat.