Unterhaltsame Fantasy mit einer mir neuen Mythologie - aber leider zäh geschrieben

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henrike von buchstabensalat.net Avatar

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Um A Song of Wraiths and Ruin gab es einen recht großen Hype, weshalb ich mit großen Erwartungen an dieses Buch herangegangen bin. Auch das von Westafrika inspirierte Fantasy-Setting, was neu für mich ist, fand ich im Vorfeld spannend. Und dass die Beschreibung mich etwas an Throne of Glass erinnert hat, machte die Sache nur noch besser!

Positiv

In der Hoffnung, eine Leseflaute mit diesem so gelobten Buch beenden oder zumindest unterbrechen zu können, bin ich in die Welt von Roseanne A. Brown abgetaucht. Es gab interessantes Worldbuilding mit vielen Elementen aus Mythologie, Magie und royalen Figuren, deren Stammbaum eine wichtige Rolle spielt. Ich habe deutlich gemerkt, dass A Song of Wraiths and Ruin von anderen Kulturen beeinflusst und inspiriert war, als ich es gewohnt bin. Einige Worte habe ich tatsächlich nachgeschlagen, um Gesprächen besser folgen oder mir einen bestimmten mystischen Gegenstand besser vorstellen zu können. Das ist nicht unbedingt nötig, um der Handlung zu folgen, aber für mich gehörte das irgendwie dazu.

Wir folgen der aufmüpfigen Tochter einer Herrscherfamilie, die nach und nach ihre eigene Herkunft und die damit einher gehenden Privilegien zu hinterfragen beginnt. Sie zieht die Geschichten in Zweifel, die man ihr ihr Leben lang erzählt hat und fängt an, politische Manipulation als solche zu erkennen. Dabei werden Intrigen aufgedeckt, Freunde werden zu Feinden und Feinde zu Freunden.

Stellenweise erinnerte mich die Handlung sehr an die griechische Mythologie mit ihrem Styx, an Strange the Dreamer von Laini Taylor und an Kingdom of Smoke von Sally Green. Besonders die Szenen, die aus der Perspektive des zweiten Protagonisten erzählt werden, haben solche Assoziationen bei mir geweckt. Wenn ich die Legenden und Geschichten Westafrikas kennen würde, ließen sich sicherlich auch dazu Verbindungen herstellen. Das geht aber über meinen literarischen Horizont hinaus – mich würden Own-Voice-Rezensionen deshalb sehr interessieren!

Das Cover finde ich absolut klasse und in der Print-Ausgabe hat das Buch einen so beeindruckenden Farbschnitt, dass ich vor dem Lesen überlegt habe, mir zusätzlich zum digitalen Rezensionsexemplar auch das gedruckte Buch zuzulegen. Nach dem Lesen habe ich das nicht mehr vor, aber für Farbschnitt-Sammler*innen ist A Song of Wraiths and Ruin definitiv ein interessanter Kandidat!

Negativ

So interessant die hier geschaffene Weltstruktur und Mythologie, die Charaktere und ihre Handlung auch sein mögen – leider wurde mir das Lesen durch den Schreibstil vermiest. Autorin und/oder Übersetzerin schafften es nicht, mich mehr als zwei, drei Kapitel am Stück ans Buch zu fesseln. Ich habe es ständig unterbrochen, weil ich immer wieder abgeschweift bin und dann nicht mehr wusste, wo die Figuren sich gerade befinden oder welche große Wendung es zuletzt gegeben hatte.

Leider litt darunter auch die Handlung, an die ich mich jetzt, ein paar Wochen nach der Lektüre, schon kaum mehr erinnern kann – wenige Schlüsselszenen ausgenommen. Ich habe zum Lesen dieser gut 500 Seiten mehrere Monate gebraucht, habe immer mal wieder ein Kapitel gelesen. Nicht einmal während einer langen Zugfahrt, auf der ich nichts anderes zu Lesen dabei hatte, konnte mich das Buch länger halten. Stattdessen habe ich eine Serie geschaut, was ich sonst unterwegs sehr selten mache.

Ich vermute, dass der große Hype vorab und meine dadurch stark gewachsenen Erwartungen eine Enttäuschung vorprogrammiert haben, aber das größere Problem war für mich wirklich die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wurde. Schade.

Fazit

Insgesamt ist A Song of Wraiths and Ruin unterhaltsam und kulturell sicherlich eine Bereicherung. Ich habe gern über den Tellerrand geschaut. Leider ist das Buch aber alles andere als kurzweilig und man braucht Geduld, um das Ende zu erreichen. Meine Leseflaute konnte ich leider nicht beenden – dazu eignet sich Romance für mich weiterhin am besten. Ich werde den bereits erschienenen 2. Band nicht lesen.