"Der Faden des Schicksals; er sorgt dafür, dass Eure Seelen in jedem Leben zueinander zurückfinden"

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Ann Liang schafft es mit ihrem malerischen, fast schon lyrischen Schreibstil eine wunderschöne, tragische, wenn nötig aber auch ernüchternde Atmosphäre in ihrem Retelling der Legende von Xishi zu schaffen und mich damit in ihren Bann zu ziehen. Für mich beweist sie hier ihr Schreibtalent noch einmal mehr, allerdings wurde mit Verlauf der Geschichte meiner Meinung nach das viele Potential, das in der Geschichte steckt, in Hinblick auf Plot und Charaktere leider nicht ganz ausgeschöpft.

Das größte Problem lag für mich in der Liebesgeschichte. Obwohl ich die Geschichte zwischen Fanli und Xishi durchaus als romantisch und tragisch empfunden habe, und es wirklich schöne, gefühlvolle Szene zwischen ihnen gab, funktioniert es leider einfach nicht, eine Liebesgeschichte mit einem Charakter aufzubauen, der über die Hälfte des Buches abwesend ist. Selbst die wenige Zeit, die die beiden zu Beginn der Geschichte miteinander verbringen, wurde nicht ausreichend genutzt, um die Gefühle und Verbindung so weit aufzubauen, dass die jahrelange Sehnsucht gerechtfertigt wird. Nach einer Weile hatte ich mir sogar schon fast gewünscht, dass Fuchai der (oder eher ein zusätzlicher) Love Interest wäre, da er und Xishi viel mehr Zeit miteinander verbringen und durch den Kontext eine gewisse Spannung zwischen ihnen entsteht.

Auch blieben die einzelnen Charaktere eher flach, da ihre Hintergründe zu wenig beleuchtet wurden, obwohl sie so viel Potential zu starken Persönlichkeiten hatten - vor allem darunter gelitten hat Fuchai als (potentieller) Antagonist. Häufig wurden auch Nebenplots und Nebencharaktere eingeführt, die nur für den Moment wichtig waren und dann entweder wieder vergessen wurden oder keine Konsequenzen nach sich gezogen haben. Ich hätte mir auch ein wenig mehr Inhalt bezüglich des Kriegs und der Politik, die eigentlich keine kleine Rolle im Leben der Protagonistin spielen, gewünscht. Die Geschichte nahm nach einer eher ruhigen ersten Hälfte endlich an Fahrt auf, und endet dann aber sehr abrupt genau da, wo ich mir endlich Action (nicht im blutigen Sinne, sondern einfach im Sinne von Handlung) erhofft hatte.

Als großer Fan von Ann Liang, ihres Schreibstils und ihrem Hang zu sehr gefühlvollen Liebesgeschichten bin ich in der Bewertung ein wenig zwiegespalten, da sie hier zwar ein wirklich schönes, emotionales Buch geschrieben hat, ich allerdings in vielen Punkten einfach Schwächen gesehen habe. Trotzdem habe ich abschließend "A Song to Drown Rivers" sehr gerne gelesen, kann es weiterempfehlen und freue mich wieder auf weitere Bücher der Autorin.

Vielen lieben Dank an den Droemer Knaur Verlag und NetGalley für das Rezensionsexemplar!