Story mit Potenzial

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
emkadiva Avatar

Von

So wie man die Düsternis des Covers erst auf den zweiten Blick erkennt, verhält es sich mit den Charakteren und ihren Geheimnissen genauso. Nach und nach taucht man in ihre Vergangenheiten ab, lernt ihre Gegenwart kennen und lüftet Geheimnisse. Geheimnisse, die relativ vorhersehbar waren. Was sie dennoch nicht weniger spannend machte.

Die Charaktere erwecken aufgrund ihrer tragischen Vergangenheit Sympathie, allerdings wird das im Laufe des Buchs immer wieder fade wiederholt, was eher nervend war, als wirklich informativ. Nur selten kam mal ein neues Detail dazu. Die Charaktere bekamen dadurch nur bedingt Tiefe, Platz den man hätte nutzen können, um diese auszubauen, wurden stattdessen für Schmachtereien genutzt, die ebenso repetitiv als auch stellenweise total fehl am Platz waren.

Man liest die Geschichte aus drei verschiedenen POV's und gerade am Anfang fiel es mir schwer, wirklich zu begreifen, wessen Sichtweise man gerade liest, weil sie sich alle sehr ähnelten. Das wurde im Laufe des Buchs aber besser.

Diese Story wird vor allem am Ende stärker, denn da entwickelt sie zum ersten Mal ein Eigenleben und wirkte nicht mehr wie ein Abklatsch der Krähendilogie von Leigh Bardugo. Auch wenn das Buch sich als "beste Heist-Story seit 'Das Lied der Krähen'" bewirbt, habe ich nicht damit gerechnet, dass es so ähnlich ist. Das hat dem Ganzen echt nicht gut getan, zumal es nicht ansatzweise an diese Komplexität heranreicht.

Der eigentliche Raub, der in diesem Buch stattfindet, ist ziemlich übereilt und daher auch gar nicht spannend. Da das den Mittelpunkt der Geschichte darstellen soll, war ich etwas enttäuscht. Ich hatte deutlich mehr Hürden und Notfalllösungen erwartet.

Die dunklen Machenschaften und Intrigen, die die Protagonisten auf ihrer Mission ans Licht fördern, sind jedoch deutlich spannender. Und damit gelingt es der Autorin zumindest Interesse für die Fortsetzung zu entwickeln. Der Cliffhanger am Ende war ein kluger Schachzug, den ich während des Lesens bei der Diebesmission vermisst habe.

Auch wenn man merkt, wie stark die Geschichte von den Krähen inspiriert ist, hat sie am Ende doch Potenzial bekommen, etwas Eigenes zu erschaffen. Das wird der zweite Teil zeigen. Für zwischendurch eine wirklich leichte Unterhaltung. Ob Fans der Krähendilogie diese Geschichte lieben werden, wage ich allerdings zu bezweifeln.